Solingen Mordprozess: Rocker hüllt sich in Schweigen

Solingen · Die Staatsanwaltschaft hatte mit dem Verlesen der Anklage geschlossen, als der tätowierte Mann auf der Anklagebank des Duisburger Landgerichts die Frage der Richter, ob er sich äußern wolle, kurz angebunden zurückwies. "Erst mal nicht", beschied der 31-Jährige der Kammer, vor der sich seit vergangener Woche des Vorwurfs zu erwehren hat, im Oktober in der Ruhrgebietsstadt einen anderen Mann erschossen zu haben.

Allerdings, inwieweit dem Rocker, der zu den Solinger Hells Angels gehören soll, seine Schweigsamkeit nutzt, bleibt abzuwarten. Die Anklage wiegt jedenfalls schwer: Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann am 8. Oktober 2009 das Opfer, ein Mitglied der mit den Hells Angels verfeindeten Bandidos, mit einem Kopfschuss niedergestreckt hat. Und wenn es auch so war, dass sich gestern ein Zeuge, der die Tat bei der Polizei noch als Auseinandersetzung im Rotlichtmilieu geschildert hatte, plötzlich an nichts mehr erinnern konnte und sagte, die Beamten hätten alles "frei erfunden" — es spricht doch viel gegen den Angeklagten.

So gibt es zwei Frauen, denen damals eine Kugel um die Ohren flog und die nun als Nebenklägerinnen auftreten. Dem Drama soll ein Streit um die Ex-Freundin des Angeklagten vorausgegangen sein. Die Aussage der Frau, die sich versteckt hält, wird demnächst erwartet. Und dann wird auch klarer sein, ob der 31-Jährige einen Mord beging, oder ob er vom Opfer und anderen bedroht wurde, also eventuell in Notwehr handelte. Nach der Tat war ein Rockerkrieg ausgebrochen, in dem sogar ein Attentat auf das Solinger Hells Angels-Domizil verübt wurde.

(RP)
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