Solingen Morddrohung: Kicker von Ditib vor Ausschluss

Solingen · Nach einer Verbal-Attacke der A-Jugend auf einen Referee sollen alle Jugendspiele des Clubs abgesetzt werden. Es könnte aber auch den ganzen Verein treffen. Verband beklagt mehr Gewalt im Fußball.

 Für die Fußballer des SV Ditib Solingen soll am kommenden Wochenende der Ball ruhen.

Für die Fußballer des SV Ditib Solingen soll am kommenden Wochenende der Ball ruhen.

Foto: Matzerath (Archiv)

Der Fußballkreisverband Solingen ist zum Handeln entschlossen. Gestern Abend trafen sich der Kreisjugend- und der Kreisfußballausschuss. Thema war die angebliche Morddrohung gegenüber einem Schiedsrichter durch A-Jugendliche des SV Ditib am Samstag bei einem Fußballspiel in Monheim. Die Funktionäre wollen nun ein Zeichen setzen. Sie überlegen, die Spiele des Vereins nächstes Wochenende abzusetzen.

"Wir werden durchgreifen", sagte Kreisvorsitzender Georg Schubert. Zwar sei es eher unwahrscheinlich, dass alle Partien des Clubs betroffen seien. Eine Zwangspause sollen wohl nur die Jugendmannschaften einlegen. Und dazu müsse dem SV Ditib die Chance eingeräumt werden, Stellung zu beziehen. "Aber weil der Verein nicht zum ersten Mal aufgefallen ist, werden wir schnell reagieren", so Schubert.

Der Hintergrund: Nachdem Schiedsrichter Kevin Kühmichel aus Solingen am Samstag einem Ditib-Spieler in der Partie bei den Sportfreunden Baumberg die Rote Karte zeigte, soll die Situation derart eskaliert sein, so dass der Unparteiische das Spiel abbrach. Von Baumberger Seite war später zu hören, der Schiedsrichter sei mit dem Tod bedroht worden. Darüber hinaus sollen die Ditib-Kicker in der Kabine randaliert haben.

Vom SV Ditib kamen gestern unterschiedliche Reaktionen. So bestellte der sportliche Leiter Necmettin Gül die Verantwortlichen der A-Jugend-Mannschaft zum Rapport und betonte später, "auf diese Art eine Begegnung zum Abbruch zu führen, ist absolut inakzeptabel". Dagegen waren aus dem Umfeld des Teams andere Töne zu hören. Im Internet tauchten Statements auf, wonach die Ditib-Spieler an der Eskalation keine Schuld trügen.

Auch wies Sportleiter Gül Behauptungen der Baumberger zurück, die Ditib-Aktiven hätten nach dem Spielabbruch am Samstag die Kabine verwüstet.

Der Verband will auch deshalb die Ditib-Spiele des Wochenendes streichen, da der Termin vor der für eine Bestrafung zuständigen Spruchkammer erst nach Ostern stattfinden wird.

Obwohl Kreisvorsitzender Georg Schubert gestern bezweifelte, dass die in Rede stehenden Morddrohungen wirklich ernst gemeint waren, stellte der Verbandschef doch auch klar, verbale Entgleisungen dürften nicht vorkommen. Denn den Verantwortlichen laufen langsam aber sicher die Schiedsrichter davon. "Das tun sich immer weniger Leute an", sagte Georg Schubert. Er kritisierte überdies die Vereine, die die Unparteiischen nicht ausreichend schützten.

So wurde am zurückliegenden Wochenende noch ein zweiter Schiedsrichter — ebenfalls in Baumberg — Opfer von Gewalt beim Fußball. Der Unparteiische kam nach einer anderen A-Jugendpartie zwischen Baumberg und Oberhausen mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ins Krankenhaus. Der Referee hatte von einem Oberhausener einen Kopfstoß versetzt bekommen. "Solche Sachen werden wir nicht länger akzeptieren", sagte Kreisverbandschef Schubert. Er verwies darauf, dass bei besonders schlimmen Verfehlungen ein Verein auch in Gänze aus dem Verband ausgeschlossen werden kann.

(RP/rl/jco/top/url)
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