Solingen Mit der neuen

Solingen · Linken in der Rat

Schon früh war Gerd Schlupp ein politisch interessierter Mensch. Noch gut erinnert er sich, wie er im Alter von 13 Jahren zu einer Kundgebung mit Willi Brandt ging. „Ich stamme aus kleinen Verhältnissen, da hat sich mein Blick für Politik früh geöffnet“, sagt der 55-jährige Postbeamte a.D., der mit Gründung der Partei der Grünen immer dort seine Heimat gesehen hatte. 1983 trat er, aus der Friedenbewegung kommend, den Solinger Grünen bei und machte schnell Karriere: Vorstandssprecher, Direktkandidat für Landtag und Bundestag, sozialpolitischer Sprecher, Ratsmitglied und Mitglied in verschiedenen Ausschüssen, zuletzt im Klinikausschuss. Als jemand, der mit Herz und Verstand Sozialpolitik betreibt sieht er sich, und auch nach seinem Austritt bei den Grünen nach 23 Jahren will er auf diesem Weg weiter machen.

Sein Groll gegen die Partei wuchs langsam. Schlupp vermisste jene Spitzenpolitiker, die ihn einst so fasziniert hatten, Jutta Dittfurth zum Beispiel oder Petra Kelly. „Wie sie gegen den Strom schwammen, das hat mich beeindruckt, heute gibt es in der Bundespartei nur noch solide Handwerker ohne Charisma.“ Und so hofft Gerd Schlupp, der nur zwischen 1997 und 2004 eine politische Pause machte, um seine Mutter zu pflegen – künftig in der WASG eine neue politische Heimat zu finden. Wenn diese im nächsten Sommer mit der Linken vereinigt sei, verspricht sich Gerd Schlupp davon „große Anziehungskraft“. Und so ist es sein erklärtes Ziel, mit seiner neuen Partei im nächsten Stadtrat Fraktionsstärke zu erreichen, und, so ist der 55-Jährige sicher: „Die Chancen sind hervorragend“. Und irgendwie fühlt er sich jetzt an seine Anfangszeiten bei den Grünen erinnert, in einer Art Hinterzimmer mit Kanonenofen. Auch der WASG um Werner Böwing und Dieter Keller fehlt noch einiges an Infrastruktur, doch das kann Gerd Schlupp nicht abschrecken. Ebenso wenig wie der Umstand, dass er von der Akademikerpartei in die Partei der sozial Schwachen gewechselt hat.

Von den Grünen in der Klingenstadt ist Schlupp ohne Groll gegangen, mit seinem designierten Nachfolger Reiner Daams verbindet ihn nach eigenen Aussage ein herzliches menschliches Verhältnis obwohl man bundespolitisch ganz weit auseinander sei.

(RP)
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