Solingen Missbrauchsopfer fühlte sich alleingelassen

Solingen · Wenn sich die Anklage bewahrheitet, hat ein 44-jähriger Gerüstbauer über lange Zeit die Tochter seiner Lebensgefährtin missbraucht, wobei sich die Intensität von Mal zu mal steigerte.

Jetzt muss er sich deswegen vor dem Landgericht in Wuppertal verantworten. Auch am gestrigen Prozesstag schwieg der Mann, der zu Beginn des Verfahrens erklärt hatte, er habe nichts getan. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatte die heute 17-Jährige berichtet, was der Stiefvater ihr angetan haben soll, immer dann, wenn die Mutter zur Arbeit gegangen war. Anvertraut hatte sich das junge Mädchen, das zum Tatzeitpunjkt erst 14 jahre als war, schließlich einer Freundin und deren Mutter, die sie auch zur Aussage bei der Polizei begleiteten. Von diesem Tag an musste das Mädchen nicht mehr zurück in die Familie, es folgten Heim- und Klinikaufenthalte.

Nach dem ersten Übergriff im Griechenland-Urlaub, so hatte die Tochter in ihrer Aussage erklärt, sei es immer schlimmer geworden. Sie habe sich vom Stiefvater ständig bedrängt gefühlt. Der Mann soll gedroht haben: "Wenn du deiner Mutter etwas sagst, behaupte ich, du hättest das alles selbst gewollt." Bei seinen Übergriffen soll der Angeklagte das Mädchen mit Marihuana und Alkohol gefügig gemacht haben, so dass es sich an manche Einzelheiten nicht mehr erinnern kann.

Auch in der Schule hatte das Mädchen Hilfe gesucht und der Lehrerin sowie einer Sozialarbeiterin von den Vorfällen im Elternhaus berichtet. Ihre Klassenlehrerin bestätigte das gestern vor Gericht als Zeugin. "Sie fühlte sich in der Familie sehr alleingelassen. Das Schlimmste aber war für sie, dass sie in ihrem privaten Umfeld nicht ernst genommen wurde", erklärte die 43-jährige Lehrerin. Ihre Schülerin sei im Laufe der Zeit immer in sich gekehrter geworden. Die Vorfälle zu Hause waren das beherrschende Thema, berichtete die Pädagogin. Sie hatte dem Mädchen geraten: "Wenn das so ist, wie du erzählst, musst du das anzeigen." Sie habe das Mädchen nicht als Schülerin erlebt, die gerne Geschichten erzählt.

Dennoch soll die 17-Jährige von einem zusätzlichen Gutachter untersucht werden. Daher ist der nächste Prozesstermin aufgehoben, das Verfahren wird sich vermutlich bis weit in den September ziehen. Nächster Prozesstag ist der 4. September, 9.15 Uhr, vor dem Landgericht in Wuppertal.

(RP/rl)
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