Solingen Miss Piggy mit den dunklen Bartstoppeln
Solingen · Am Sonntag fährt Kristof Kronenberg Zeidler mit seinen Freunden mit einem eigenen Wagen beim Christopher Street Day in Köln mit. Zwei Mal bekam die Gruppe bereits den Preis für den besten Wagen. Diesmal soll dies erneut gelingen.
Der Lichtreflex beim Monokel, sagt Kristof Kronenberg Zeidler: "Der ist doch echt super geworden, oder nicht?" Das ist er. Und doch achtet man bei dem gemalten Bild von Graf Zahl zunächst auf die Klammern an den Brustwarzen, statt auf den künstlerisch wohl am schwierigsten umzusetzenden Aspekt. So hat man den Zahlenkönig aus der Muppet-Show wohl noch nicht gesehen. Genau wie Miss Piggy oder Ernie und Bert, die hautenges Leder tragen.
"Wir haben jedes Jahr ein anderes Wagen-Motto", sagt Kristof Kronenberg Zeidler. In diesem Jahr seien es eben die Muppets, mit denen man den Wagen für den Christopher-Street-Day (CSD) verzieren würde. Am morgigen Sonntag findet die Schwulen- und Lesben-Parade wieder in Köln statt, zum vierten Mal werden Kristof Kronenberg Zeidler und seine Freunde mit einem eigenen Wagen bei der Parade mitfahren - obwohl längst nicht jeder der rund 30 Teilnehmer homosexuell sei. "Schwul, lesbisch, bi, hetero - bei uns ist alles dabei", sagt der Solinger. Daher habe man sich auch den Namen "Der Gemischtwarenladen" gegeben.
"Wir feiern eine tolle Party und verbinden das mit einer politischen Botschaft", sagt Kristof Kronenberg Zeidler und blickt auf das Schild, das noch an der Wand in seinem Wohnzimmer lehnt und darauf wartet, am Wagen befestigt zu werden. "Homosexualität - für Putin eine Qual, für Kinder ganz normal", steht darauf geschrieben. Genau wie die Muppet-Bilder soll es gleich am Wagen befestigt werden. Doch vorher gibt es für die Helfer noch einiges zu tun.
In der Garage steht noch die Musikanlage, die installiert werden muss, und auch die Holztafeln, mit denen der Lkw verkleidet wird, müssen noch neu bemalt werden. "Hier sind noch Teile des Raumschiffs", sagt Claudia Schmidt, ebenfalls Mitglied des Gemischtwarenladen-Teams. Mit dem Raumschiff "Gaylaxy" war die Gruppe im vergangenen Jahr beim Umzug dabei. Im Jahr davor zogen sie mit der "Argay Noah" durch Köln, wovon noch immer Schilder der Gayraffen und anderer Tiere mit leicht abgeänderten Namen zeugen.
"Die Wortspiele überlegen wir uns gemeinsam", sagt Kristof Kronenberg Zeidler. Ohne Eigeninitiative geht es beim Gemischtwarenladen nicht. Die Schilder werden selbst bemalt, der Wagen gemeinsam gebaut, die Kostüme selbst gebastelt. Kronenberg Zeidler hat sich dieses Jahr eine Schweineschnauze gebastelt, er geht als Miss Piggy: "Mit blauem Abendkleid, Perlenkette und Netzhandschuhen." Auch die anderen Kostüme, die er schon gesehen habe, seien super. Vielleicht reicht es ja, sagt der Solinger. Denn die Gruppe hat neben der Feierei auch ein klares Ziel. "Wir machen das auch für Ruhm und Ehre", sagt Kristof Kronenberg Zeidler und lacht. Bei der ersten Teilnahme gewann die Gruppe direkt den Preis für den besten Wagen, ein Jahr später konnte man den Titel sogar verteidigen. Nur im vergangenen Jahr musste man sich geschlagen geben.
Und jetzt? Kristof Kronenberg Zeidler grinst. "Klar wäre es schön, wenn wir wieder gewinnen würden", sagt er. "Es ist ein super Gefühl, wenn man als Gewinnergruppe vor 15 000 Besuchern auf dem Heumarkt auf die Hauptbühne darf - und das in Strapsen."
