Solingen Ministerin arbeitet mit Jugendlichen

Solingen · Ute Schäfer besuchte gestern die Jugendhilfe-Werkstatt und gestaltete mit Jugendlichen einen Frosch.

 Gemeinschaftsarbeit in der Jugendhilfe-Werkstatt (v.l.): Asad (16), Marcin (18), Angelo (16), Ministerin Ute Schäfer und Werkstatt-Leiter Heinz Siering.

Gemeinschaftsarbeit in der Jugendhilfe-Werkstatt (v.l.): Asad (16), Marcin (18), Angelo (16), Ministerin Ute Schäfer und Werkstatt-Leiter Heinz Siering.

Foto: Stephan Köhlen

Alexander (17) hält auf dem Amboss das Blech fest, das einem Blatt ähnelt, damit es nicht wegrutscht. Gleichzeitig bearbeitet die NRW-Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, Ute Schäfer (SPD), das Blech mit dem Hammer – eine erste Vorarbeit, die gleich weitergeht mit Schweißen und Biegen. Zusammen mit vier Jugendlichen der Jugendhilfe-Werkstatt an der Brucknerstraße gestaltete die Ministerin gestern Vormittag einen Frosch auch aus Besteckteilen wie Gabeln und Löffel. Motto der praktischen Projektarbeit: "Sei kein Frosch."

Zum zweiten Mal besuchte Ute Schäfer bereits die Jugendhilfe-Werkstatt, begleitet wurde sie vom Vorsitzenden des Jugendhilfeausschusses, Tim Kurzbach, und der SPD-Landtagsabgeordneten Iris Preuß-Buchholz. Mit Blick auf Werkstatt-Leiter Heinz Siering lobte die Ministerin: "Wir brauchen Menschen wie Sie in NRW." Denn die Jugendhilfewerkstatt leiste seit Jahren sehr gute Arbeit, hier werden Jugendliche mit "Kopf, Herz und Hand" gefördert. Jugendliche bekämen über Erfolgserlebnisse mehr Selbstbewusstsein. "Das ist ein Erfolgsrezept", sagte Ute Schäfer.

Individuelle Förderung statt Lehrgangscharakter steht in der Werkstatt an der Brucknerstraße im Mittelpunkt. Jugendliche mit schulischen Schwächen, Flüchtlingskinder oder aber auch Schulverweigerer – sie alle werden aufgenommen. "Wir können sie nicht vor der Tür stehen lassen", sagte Heinz Siering, "die Jugendlichen leisten hier etwas, auch wenn sie vermeintlich im Abseits stehen." Metallene Skulpturen, die auch das Solinger Stadtbild verschönern, oder Holzarbeiten für Kindergärten – in den Bereichen Metall und Holz hat die Werkstatt seit ihrer Gründung im Jahr 1986 einiges auf die Beine gestellt. Überdies das Mahnmal nach dem Brandanschlag, das von der Jugendhilfe-Werkstatt gepflegt und gewartet wird.

"Kuschelpädagogik" ist indes nicht angesagt, es wird nicht nur gefördert, sondern auch gefordert. "Die meisten bekommen die Kurve", freut sich Heinz Siering, der die Jugendhilfe-Werkstatt wie andere Werkstätten heute nicht mehr als Übergang von der Schule zum Beruf ansieht, sondern vielmehr als Alternative zur Schule: "Die Jugendlichen werden immer jünger, die Zahl der Schulverweigerer immer größer", sagt der Werkstattleiter. Er erzählt von einem 13-Jährigen, der schon seit einem Jahr nicht mehr in die Schule gegangen war. Aus ihm sei letztlich "ein fantastischer Schweißer" geworden.

Rund 700 Jugendliche sind bislang in der Walder Werkstatt gewesen, zwei Dritteln konnte eine berufliche Perspektive oder aber der Hauptschulabschluss vermittelt werden.

So wie bei Alexander, der gestern zusammen mit der Ministerin den Frosch aus Besteckteilen mit gestaltete. Er ist seit zwei Jahren in der Werkstatt, hat den Hauptschulabschluss in diesem Jahr geschafft, derzeit absolviert er in der Werkstatt einen Schweißerkurs. "Ich hoffe jetzt in naher Zukunft auf einen Ausbildungsplatz", sagt der 17-Jährige.

(RP)
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