Solingen Millionen-Investition gegen Hochwasser

Solingen · Der Blick in die Tiefe ist eindrucksvoll. Eine riesige Baugrube tut sich im Bereich Hackhauser Straße/ Ammerweg auf. Diese ist der Startpunkt für das Stadtentwässerungs-Großprojekt Viehbachsammler.

Das Loch ist 20 Meter tief und 13 Meter im Durchmesser und mit Spritzbeton ausgegossen. Doch noch ist die Grube nicht tief genug. "Wir müssen noch drei Meter weiter runter", erklärt Siegfried Schulz, Betriebsleiter der EntsorgungsBetriebe Solingen.

Felsiger Grund

Das ist nicht so ganz einfach, weil der Grund felsig ist. Das Grundwasser wird derweil abgepumpt. Auf einer Seite der Grube ist eine 2,40 Meter große Rohröffnung zu erkennen. "Die ersten 130 Meter Richtung Hackhauser Straße sind fertig", erklärt Projektleiter Stefan Grotzki. "Es ist die größte Tiefbau-Baustelle in Solingen", stellt auch Oberbürgermeister Norbert Feith beeindruckt fest. Insgesamt 430 Hektar Fläche und 25 000 Einwohner umfasst das Entwässerungsgebiet Viehbachtal.

Die Sanierung der vorhandenen Bauwerke in diesem Gebiet wäre mit 28,7 Millionen Euro Kosten nicht nur zu teuer geworden, es hätte auch die Abholzung von Wald und die Zerstörung der Landschaft bedeutet. "Wir versuchen Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen", erklärt Schulz. Mit den 22,4 Millionen Euro Kosten für den Viehbachsammler konnten 6,3 Mio. Euro gespart werden. Zudem wird der Viehbach geschützt, weil keine Einleitungen mehr in seinen Oberlauf erfolgen werden.

Insgesamt vier Kilometer wird der Stahlbeton-Kanal des Entlastungssammlers im unterirdischen Rohrvortriebsverfahren gebaut. Dabei wird das Erdreich abgetragen und dann sofort das entsprechende Rohr von hinten nachgeschoben. Dazwischen eingefügte "Dehner" und eine Schmierung sorgen für einen möglichst reibungslosen Fortgang. Dennoch nimmt diese Bauweise eine Menge Zeit in Anspruch. "Es dauert ein Jahrzehnt, bis alles fertig ist", so Manfred Müller, Teilbetriebsleiter Stadtentwässerung.

Also kann der gesamte Viehbachsammler im Jahr 2020 in Betrieb genommen werden. "Teilabschnitte werden nach Fertigstellung zugeschaltet", verspricht Grotzki.

Mischwasser wird separiert

Im Bereich Hackhauser Straße/ Ammerweg wird ein zentrales Regenüberlaufbecken entstehen. Hier wird auch das Mischwasser separiert, so dass nur Schmutzwasser zur Kläranlage Ohligs weitergeleitet wird. Das Regenwasser wird den Gewässern kontrolliert wieder zugeführt. So ist genügend Speichervolumen vorhanden, um auch immense Niederschlagsmengen zu sammeln.

"Das Thema Hochwasserschutz ist hochaktuell", betont Feith. Die Jahrhunderthochwasser kämen in immer kürzeren Abständen. "Hier wird Vorsorge betrieben, um nicht ein Hochwasser wie an der Elbe zu erleben." Und Projektleiter Grotzki verspricht: "Pakistan kann hier nicht passieren."

(RP)
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