Silvester 2015 Neustart Mieter der Clemens-Galerien vor Umbruch

Solingen · Angesichts der neuen Pläne für das Einkaufszentrum müssen viele langjährige Mieter 2016 Abschied vom Mühlenplatz nehmen.

Die Freude über die Nachricht, dass ein neues Konzept die Clemens-Galerien retten soll, währte nur kurz: "Einen Tag später bekamen wir die Kündigung", berichtet Linh Nguyen, deren Eltern das Restaurant Wok Express am Mühlenplatz betreiben. Seit 2001 ist der Familienbetrieb dort beheimatet und hat in den eineinhalb Jahrzehnten viele treue Stammgäste gewonnen. "Deren Anteil macht etwa 80 Prozent aus", sagt Nguyen. Viele Besucher kämen sogar im Anschluss an einen Einkaufsbummel im Hofgartencenter. Ende März endet für die Familie eine Ära. Dann verlässt das Restaurant, dessen Mietvertrag ursprünglich bis zum Jahr 2018 lief, die Galerien - genau wie ein Großteil der anderen Mieter, vom Schlüsseldienst bis zum Lottogeschäft.

"Es ist sehr schade", findet Nguyen, schaut aber zugleich nach vorn: "Wir können es nicht ändern und werden ja auch nur eine Ampel weiterziehen." An der Konrad-Adenauer-Straße hat die Familie ein Ladenlokal gefunden, in dem sie die Küche des Restaurants sogar vergrößern kann. Poster sollen die Stammkunden frühzeitig über den Ortswechsel informieren. "Man ersetzt viele Händler für etwas, das womöglich gar nicht funktioniert", hält Nguyen mit ihrer Meinung zu den künftigen Planungen in den Galerien nicht hinter dem Berg.

Schon im kommenden März sollen die Umbauarbeiten für das neue Outletcenter in den Clemens-Galerien beginnen: Neue Fassadenelemente aus Glas und Klinker sollen zunächst das optische Erscheinungsbild des Centers verändern. Neben Ankermietern wie der Gaststätte "Alex", dem Kino, der Stadtbibliothek und dem Fitnessstudio will der Investor rund 40 neue Mieter an den Mühlenplatz locken. Das Angebot im Center mit dem Namen "My Urban Outlet Solingen" soll Waren des mittleren Preissegments, darunter Mode und Sportartikel, beinhalten. Lob gibt es dafür aus Politik und Verwaltung, die sich neue Impulse für das kriselnde Center selbst und auch für die Innenstadt insgesamt erhoffen. Viele Mieter der ersten Stunde haben in dem neuen Konstrukt jedoch keine Zukunft mehr. Die Stadt hat Händlern für die Suche nach neuen Ladenlokalen ihre Hilfe zugesagt.

Während einige Geschäftsleute nur den Standort wechseln, wird das Café Rubens seine Türen wohl für immer schließen: "Ich bin dabei, mich beruflich neu zu orientieren", erklärt Birgül Ünlü, die das beliebte Café im Jahr 2011 von Ingrid Lauterjung übernahm. Passende Immobilien für den Familienbetrieb seien ohnehin rar: "In den guten Lagen sind die Mietpreise zu hoch. Und dort, wo es günstiger ist, kommen eher keine Gäste hin", sagt Ünlü. Zu tun gab es im Café auch in den vergangenen Monaten genug: Die Stammgäste ließen sich auch von der steigenden Anzahl an Leerständen im Center nicht von einem Besuch abhalten.

"Ein seltsames Gefühl" werde es schon sein, wenn Ende März der Betrieb endet, gibt Birgül Ünlü zu - und liefert auch ein differenziertes Bild der Stimmungslage vieler Kollegen in den Clemens-Galerien: Deren Übernahme durch einen neuen Investor habe bei manchen Händlern andere Erwartungen geweckt. "Inzwischen", erklärt Ünlü, "haben sich viele mit der Situation abgefunden und sind froh, wenn sie raus sind."

(ied)
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