Solingen Mieter am Rathaus gesucht

Solingen · Das Bürogebäude neben dem neuen Sitz der Stadtverwaltung ist immer noch nicht voll belegt. Der Investor sieht dies entspannt, Politiker nicht. Sie fordern, gegebenenfalls die teuren Mieten zu senken.

Die zwei großen Werbebanner, die seit kurzem am Bürokomplex neben dem Rathaus potenzielle Mieter auf das Gebäude aufmerksam machen sollen, sind kaum zu übersehen. Ende 2008 wurde das vom Stuttgarter Investor Sepa errichtete Geschäftshaus eröffnet. Seitdem ist es nicht gelungen, alle dortigen Büro- und Ladenflächen zu vermieten.

Nach Auskunft von Karin John von der Hamburgischen Immobilien Handlung (HIH) ist dies kein Grund zur Sorge. Die HIH betreut das Gebäude für die Warburg Henderson Kapitalanlagegesellschaft, die das "Solitor" von der Sepa gekauft hat. Der Leerstand liege derzeit bei rund 2,7 Prozent. "Dies ist eine Quote, die sich in einem Objekt dieser Größenordnung allein durch Mieterfluktuation ergibt", erklärt die Vermietungsmanagerin. Seit 2009 sei der Leerstand immer unter fünf Prozent geblieben.

Klingenstädtische Politiker betrachten die leeren Ladenflächen dagegen sehr wohl kritisch. "Die Miete für die Büroetagen ist mit über elf Euro viel zu hoch", sagt Dietmar Gaida (Grüne). "Das kann man in Solingen nur schwer erwirtschaften." So sieht es auch Jürgen Hans (FDP): "Wer drei Euro über dem Mietpreisspiegel liegt, muss sich nicht wundern, dass er nur schwer Mieter findet."

Allerdings ein Preis, den auch die Stadt im neuen Rathaus an die Warburg Henderson entrichtet — beim Einzug in dem Glauben, neben dem voll vermieteten "Solitor" einen repräsentativen Sitz bezogen zu haben. "Der Investor ist aufgefordert, seine Bemühung um die Vollvermietung zu verstärken", sagt Dietmar Gaida. "Gegebenenfalls muss er eben die Preise senken."

15 000 Quadratmeter Mietfläche umfasst laut HIH das "Solitor", in dem sich unter anderem eine Bäckerei, ein Tabakladen und eine Gaststätte befinden. "Im Rahmen der Kampagne 2011 haben wir uns entschlossen, Planen für die letzten beiden freien Büroflächen anzubringen", sagt Managerin John. Bei den Mietern setze man auf den Gesundheitsbereich, beispielsweise Ärzte, Zahnärzte und Physiotherapeuten. "Wir versprechen uns in dieser Branche das größte Interesse, da sich im Gebäudeteil Rathausplatz 3 ein Großteil der Mieter im Gesundheitswesen befinden." Es seien aber auch Mieter aus anderen Branchen willkommen. Die Miete liege mit 9,80 Euro kalt im üblichen Rahmen für Büroflächen an dem Standort, erklärt John.

Dietmar Gaida von den Grünen hält den neuen Gebäudekomplex an der Konrad-Adenauer-Straße für überdimensioniert. "Wir hatten von Anfang an gefordert, dort statt zu viel Bebauung lieber einen Bürgerpark oder einen größeren öffentlichen Platz zu errichten", erklärt er.

Jürgen Hans befürchtet außerdem, dass die Eigentümer eine ganz andere Strategie verfolgen. "Vielleicht spekulieren sie darauf, dass die Stadt bald neue Räume braucht — wo sie so viele eigene Gebäude verkauft, aber kein Konzept vorlegt, wo die Mitarbeiter später sitzen sollen." Als Beispiel führt der FDP-Politiker den angedachten Verkauf des Coppelstift-Gebäudes an, in dem unter anderem die städtische Erziehungsberatungsstelle sitzt. Hans hält nichts davon. "Nachher hat man das Eigentum verkauft und muss für die Mitarbeiter tatsächlich teure Büros im ,Solitor' anmieten."

Frage des Tages

Bisherige Berichterstattung unter www.rp-online.de/solingen

(RP)
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