Solingen Microsoft fotografiert Solingen

Solingen · Spätestens im März will das Software-Unternehmen Bilder von allen Straßen der Klingenstadt im Internet zeigen. Datenschützer sehen den Dienst "Streetside" aber ähnlich kritisch wie "Streetview" von Konkurrent Google.

Bing Streetside: Was Verbraucher tun können
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Foto: dapd

In den vergangenen Wochen waren bis zu acht Kamerafahrzeuge der Firma Navteq auf Solinger Straßen unterwegs. Im Auftrag von Microsoft machten sie Fotos von der Klingenstadt, die schon bald im Internet zu sehen sein werden.

Nach Google ist der Software-Konzern die zweite Firma, die Bilder deutscher Städte online stellt. Und nachdem die ersten Aufnahmen des Microsoft-Dienstes "Streetside" von Essen sowie von Düsseldorf bereits online abrufbar sind, ist nun Solingen an der Reihe.

"In ein bis zwei Monaten werden die Fotos von Solingen im Netz verfügbar sein", sagte gestern ein Microsoft-Sprecher unserer Zeitung. Zurzeit würden die Bilder von einer speziellen Software digital bearbeitet. Unter anderem sei vorgesehen, Personen und Autokennzeichen unkenntlich zu machen, sagte der Sprecher. So gewährleiste die Technik, dass bereits nach einer ersten Bearbeitung 97 Prozent der fotografierten Menschen und Fahrzeuge nicht zu identifizieren seien.

Datenschützer sehen "Streetside" dennoch ähnlich kritisch wie den Dienst "Streetview" von Konkurrent Google. "So haben Firmen durch die Bilder im Internet zum Beispiel die Möglichkeit, das Wohnumfeld von Bewerbern zu überprüfen und solche Informationen in ihre Einstellungsentscheidungen einfließen zu lassen", sagte gestern eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Landesbeauftragten für Datenschutz. Und auch von Hausbesitzern in guten Wohngegenden wurde schon Kritik geäußert, da sie fürchteten, die Fotos ermöglichten es Einbrechern, potenzielle Opfer auszuspähen.

Der Microsoft-Sprecher verwies gestern darauf, dass es auch nach dem Ablauf einer ersten Widerspruchsfrist am 30. September 2011 weiter gewährleistet sei, die Veröffentlichung von Bildern untersagen zu lassen (siehe Kasten). Darüber hinaus betonte der Sprecher mögliche Vorteile von "Streetview". So messe Microsoft im Gegensatz zu Google den Abstand zwischen einzelnen Gebäuden, was zum Beispiel Rettungsdiensten und Feuerwehr bei Einsätzen helfen könne, sagte der Sprecher.

Protestieren oder nicht?

Beim NRW-Landesbeauftragten für Datenschutz wollte man gestern keine prinzipielle Empfehlung abgeben, wie sich Bürger angesichts der neuen Online-Bilder von Solingen verhalten sollen. "Ob Widerspruch eingelegt wird, muss jeder für sich selbst entscheiden", sagte die Behördensprecherin. Sie verwies aber darauf, dass im Fall von Mehrfamilienhäusern bereits der Protest eines Anwohners genüge, um eine Veröffentlichung zu verhindern.

Microsoft begann die deutschlandweiten Kamerafahrten im vergangenen Sommer. Sie sollen in etwa einem Jahr abgeschlossen sein. Fotografiert werden sämtliche Straßen in den Ballungsräumen. Das Unternehmen verspricht sich von "Streetside" auch einen kommerziellen Erfolg. So soll der Dienst für andere Firmen eine zielgenaue Werbung ermöglichen.

(RP/rl/jco)
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