Ihre Lieblichkeit „Catharina“ im Karneval Jungfrau im Kölner Dreigestirn kommt aus Solingen

Solingen/Köln · Unternehmer Michael Everwand aus Solingen ist in dieser Session die Jungfrau im Kölner Dreigestirn. Demnächst tritt er im Kölner Karneval als Jungfrau „Catharina“ vor die Jecken – und trägt zu einer Besonderheit bei.

 Bis zur Proklamation des Dreigestirns trägt Unternehmer Michael Everwand noch zivil. Dann verwandelt er sich in Jungfrau „Catharina“.

Bis zur Proklamation des Dreigestirns trägt Unternehmer Michael Everwand noch zivil. Dann verwandelt er sich in Jungfrau „Catharina“.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Heute kommt der Bart ab – und das zum ersten Mal seit 18 Jahren. „Ich muss zum Probeschminken“, verrät Michael Everwand. Das majestätische Ornat hat der Solinger Unternehmer schon anprobiert – auch wenn er es erst ab der Proklamation des Kölner Dreigestirns am 11. Januar 2019 vor Publikum tragen wird. Begrüßen wird man ihn in den nächsten Monaten auf über 400 Veranstaltungen als Kölner „Jungfrau Catharina“.

„Das ist für mich die schönste Rolle“, befindet der gerade 50-Jährige. Denn schließlich dürfe „Ihre Lieblichkeit“ auch etwas aus aus der Reihe tanzen, mit dem Rock über die Bühne wirbeln, einfach ein bisschen „rumflippen“. Dass er es tatsächlich eines Tages bis zur „Regentin“ in der rheinischen Karnevalshochburg bringen würde, habe er selbst noch vor wenigen Jahren nicht erwartet, gibt Everwand zu: „Das schien viel zu weit weg.“ Geträumt davon, einmal bei den großen Karnevalssitzungen auf der Bühne zu stehen, habe er allerdings schon als Kind. „Ich habe mir die angeschaut und gesagt, da möchte ich auch hin“, verrät Everwand.

   Das Kölner Dreigestirn vor dem Dom mit Jungfrau Catharina (lMichael Everwand), Prinz Marc I. (Marc Michelske) und Bauer (Markus Meyer; v. li.).

Das Kölner Dreigestirn vor dem Dom mit Jungfrau Catharina (lMichael Everwand), Prinz Marc I. (Marc Michelske) und Bauer (Markus Meyer; v. li.).

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

In Solingen geboren, lebt der Inhaber der an der Bonner Straße beheimateten Everwand-Gruppe inzwischen seit 16 Jahren in Köln. Er gehört dem Vorstand der Großen Allgemeinen Karnevalsgesellschaft 1900 von Köln an. Als Jungfrau repräsentiert er aber die Lesegesellschaft zu Köln von 1872. Seine Mitstreiter lernte er im Zuge des närrischen Engagements kennen: Der aus der Eifel stammende Markus Meyer (32), Präsident der Großen Allgemeinen, übernimmt die Rolle des Bauern, und Prinz ist  Marc Michelske alias Marc I. (34) von der KG Schlenderhaner Lumpe. Das ist überaus ungewöhnlich: Ein Dreigestirn aus drei verschiedenen Gesellschaften gab es zuletzt vor 63 Jahren. „Damit haben wir beim Festkomitee aber offene Türen eingerannt“, sagt Everwand.

Bis Ende März musste das Trio die Bewerbung einreichen. Der nächste Schritt war die persönliche Vorstellung der Kandidaten. Im Sommer kam die Nachricht von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, dass der Traum in Erfüllung geht. „Da hätte man am liebsten laut rausgeschrieen: Wir sind’s!“, erzählt Everwand. Zunächst war aber strenge Zurückhaltung geboten. Denn erst auf der offiziellen Pressekonferenz Anfang September wurde das Geheimnis gelüftet – was einige selbsterklärte Experten nicht daran hinderte, vorab munter über Kandidaten zu spekulieren und (nicht zutreffende) Prognosen abzugeben.

Nun sollen Prinz Marc I., Bauer Markus und Jungfrau Catharina das Sessionsmotto „Uns Sproch es Heimat“ mit Leben füllen. Mit der Wahl des Frauennamens erinnert Everwand an seine Tochter, die vor neun Jahren im Alter von 14 Monaten an einem Herzfehler starb. Ihr ist seine Amtszeit gewidmet.

Die begann für Everwand nicht erst am 11.11.: Gesangs-, Tanz- und Bühnenpräsenztraining prägten schon die letzten Wochen. Wie belastbar die Mitglieder des Dreigestirns sein müssen, zeigt ein Überblick über den Tag der Sessionseröffnung: Um 7.25 Uhr wurden die Regenten am Sonntag abgeholt, dann ging es zu einer kleinen Andacht in den Kölner Dom, von dort ins Rathaus – und schließlich zum Heumarkt, wo tausende Jecken bereits warteten. Dort, schildert Everwand, sei das morgendliche Lampenfieber schon verflogen gewesen: „Ich habe das genossen.“ Bis in den späten Abend tourten die drei Freunde durch viele Festsäle. Und es wird intensiv weitergehen. Viele Veranstaltungen stehen noch bis Weihnachten an. Und am 9. Januar zieht das Dreigestirn mitsamt seiner gesamten Equipe in die „Hofburg“. Ein Hotel wird dann für acht Wochen zur zehnköpfigen Wohngemeinschaft.

Die Geschäfte im heimischen Traditionsbetrieb, der auf Löt-, Schweiß- und Druckgastechnik spezialisiert ist, laufen dann zunächst ohne den Chef weiter. Funktionieren werde das dank sehr guter Mitarbeiter aber reibungslos, betont Everwand, dessen Vater zudem immer noch ins Geschäft involviert ist. Doch was, wenn das tolle Treiben im März endet? „Mir ist wichtig, nicht die Bodenhaftung zu verlieren“, betont Everwand. Die nächste Zeit wolle er einfach genießen und danach schnell ins „normale“ Leben zurückkehren.

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