Solingen Menschen in die Mitte holen

Solingen · Mit einer eindrucksvollen musikalischen Einlage läuteten die kleinen Sternentrommler das Solinger Jahr für Menschen mit Behinderung ein. "Deshalb freuen wir uns schon jetzt auf den 10. Mai. Dann wird es in Wald eine integrative Meile mit zahlreichen Angeboten geben", sagte Gerd Ern, Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Solingen. Auf dem Neujahrsempfang des Paritätischen gab es jedoch nicht nur gute Nachrichten. Denn gekürzte Fördermittel und knappe Kassen überschatten zunehmend die Arbeit der Hilfsorganisation. "Der Bund gibt immer zu verstehen, dass die Mittel da sind. Nur kommen sie in den Gemeinden nicht an", bedauerte Ern.

Oberbürgermeister Franz Haug lobte das unermüdliche Engagement des Paritätischen, mahnte aber auch, dass nicht alles nur mit Geld zu regeln sei. "Ich plädiere für eine Einstellung in unserer Stadt, die von Hilfsbereitschaft getragen ist. Es gibt viele Möglichkeiten der Veränderung, auch ohne Finanzen", betonte Haug. Dass sich die Verwaltung Gedanken um das Thema Barrierefreiheit gemacht habe, könne man an den beiden neuen Bahnhaltepunkten in der Innenstadt und dem Rathaus-Neubau erkennen. Beide Bauprojekte sollen für Behindertenfreundlichkeit prämiert werden.

Rund 18 000 Menschen in Solingen leben mit einer Behinderung. "Leider findet Barrierefreiheit ein Schattendasein in der öffentlichen Debatte", sagte Angelika Gemkow, Beauftragte der Landesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderung in NRW. Noch immer würden sich Architekten bei der Planung von Neubauten oft zu wenig Gedanken über die Zugänglichkeit für behinderte Menschen machen. "Es gibt da ein enormes Informationsdefizit. Wir müssen in diesem Bereich noch sehr viel tun", forderte Gemkow.

Aber auch das Bewusstsein der Bevölkerung muss für die Belange behinderter Menschen stärker sensibilisiert werden. "Wir brauchen eine Kultur des Mitdenkens und der Toleranz. Wir müssen die Menschen in unsere Mitte holen", betonte Gemkow. Für sie ist Barrierefreiheit das Top-Thema für ihre Arbeit im Jahr 2009. Deshalb nahm sie Behörden, Politik und auch den Bürger in die Verantwortung: "Ich will dort Taten sehen."

(RP)
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