Solingen Mehr Präzision in der Werkstatt

Solingen · Drei neue computergesteuerte Fräs- und Drehmaschinen hat die Lebenshilfe in ihrer Metallwerkstatt im Südpark angeschafft. Das erweitert die Produktpalette und ermöglicht die Ausbildung in CNC-Technik.

Präzision ist gefragt in der Metallwerkstatt der Lebenshilfe im Südpark. Es komme auf den hundertstel Millimeter an, heißt es bei den Mitarbeitern, während sie das Bauteil noch einmal prüfend in die Hand nehmen, um mit dem Feinmessgerät die Abmessungen zu kontrollieren.

Ob bei Verstellschrauben für eine Zange eines Solinger Kunden oder den Aluminiumblock für einen Remscheider Maschinenbauer — das gemeinnützige Unternehmen, das behinderten Menschen einen Arbeitsplatz bietet und eine Qualifikation ermöglicht, hat in die Präzisionsfertigung in der Werkstatt im Südpark weiter investiert. Drei Computer-gesteuerte CNC-Maschinen fürs Fräsen und Drehen wurden angeschafft.

Für Lebenshilfe-Geschäftsführer Andreas Engeln sowie den technischen Leiter Jürgen Lehmeier bedeuten die neuen hochmodernen Maschinen einen erheblichen Schritt zum Ausbau der Leistungsfähigkeit der Werkstatt. "Wir sind jetzt so aufgestellt, dass wir die komplette Metallpalette anbieten können", zogen sie gestern ein Fazit.

Auf Kundenwünsche reagieren

Die Erweiterung des Maschinenparks ist notwendig geworden, um auf eine gestiegene Nachfrage der Kunden reagieren zu können. Denn diese wünschen zunehmend Komplett-Lösungen bei der Bearbeitung ihrer Bauteile. Die moderne Technologie ermöglicht nach den Worten von Geschäftsführer Engeln aber auch, "unsere Mitarbeiter an modernen CNC-Maschinen auszubilden".

Ein weiteres Ziel ist denn auch, den Mitarbeitern mit Behinderungen dadurch Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu eröffnen. "Wir konnten im zurückliegenden Jahr sechs Leute", berichtet Engeln, "in eine reguläre Stelle vermitteln." In Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer wurden im vergangenen Jahr beispielsweise zwei Mitarbeiter mit psychischen Erkrankungen in der Lebenshilfe-Werkstatt in CNC-Technik ausgebildet. Einer dieser Mitarbeiter ist bereits zu einem Solinger Unternehmen gewechselt. Wenn alles so gut läuft wie bisher, ergibt sich für ihn die Perspektive einer Dauerbeschäftigung bei der Firma.

Abd-el Kader Badache, Integrationsbeauftragter bei der Lebenshilfe, wünscht sich weitere solcher Beispiele. Sein Appell: Es müssten noch mehr Solinger Unternehmer den Mut aufbringen, Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz zu ermöglichen.

Rund drei Millionen Euro hat die Lebenshilfe in den Standort Südpark investiert. 20 Menschen mit psychischen Erkrankungen haben in der Metallwerkstatt einen Arbeitsplatz, außerdem 13 Mitarbeiter in der Metallmontage. Beheimatet im Südpark unter dem Dach der Lebenshilfe ist außerdem die Förder- und Beratungsstelle für Kinder unter drei Jahren.

Es ist eine Einrichtung, in der zusammen mehr als 100 Mädchen und Jungen betreut werden. Darüber hinaus bietet die Volkshochschule in dem vor eineinhalb Jahren eröffneten Lebenshilfe-Haus an den Kultur-Güterhallen Töpferkurse an. Die Räume, die den Beschäftigten dort tagsüber als Kantine dienen, nutzt der portugiesische Freundschaftsverein abends.

Die Lebenshilfe hat in der Vergangenheit ein umfängliches Ausbauprogramm gefahren. Wie Geschäftsführer Andreas Engeln unserer Zeitung berichtet, ist der Wachstumskurs nun aber zunächst erst einmal beendet: "Nach den Jahren der Investitionen lautet unsere Zielsetzung jetzt Konsolidierung."

(RP/rl)
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