Solingen Mehr Leben im Südpark

Solingen · Ein Teil der neuen Werkstatt für psychisch behinderte Menschen ist bereits belegt. Das Vereinshaus der Lebenshilfe ist fast fertig und die Portugiesen wollen Mitte September ihre Kantine eröffnen.

Ralf Sohlbach arbeitet an einer hochmodernen CNC-Maschine. 32 verschiedene Werkzeuge können bearbeitet werden. Im Moment sind es Zangen. "Ein Auftrag für die Firma NWS", freut sich Jürgen Lehmeier, der technische Leiter der Werkstatt für psychisch Behinderte. Dort arbeitet Ralf Solbach. Er war einer der ersten 22, die in den Neubau im Südpark umgezogen ist, wo die Lebenshilfe künftig 100 Arbeitsplätze anbietet.

Exakt ein Jahr nach Baubeginn konnte die Produktion in dem 2400 Quadratmeter großen Gebäude aufgenommen werden, bis Ende August sollen alle Arbeitsplätze belegt sein. Die übrigen Mitarbeiter kommen aus der Werkstatt in der Erfer Straße, die die Lebenshilfe nur angemietet hatte und die jetzt aufgeben wird, wie Geschäftsführer Josef Neumann erläutert. Bevor ein Mitarbeiter den geeigneten Arbeitsplatz – neben Metallverarbeitung gibt es einen Holzbereich und eine Kreativwerkstatt – bekommt, kann er im "Eingangsbereich" seine Fähigkeiten erproben. Dies geschieht vor allem durch kreatives Arbeiten. So entstehen unter anderem Postkarten, Kerzen und Gestecke. "Drei Monate sind die neuen Mitarbeiter hier, dann schließen sich Praktika an", erklärt Isabel Butzke, die im Eingangsbereich arbeitet. In diesem Teil der Werkstatt werden künftig auch die Töpferkurse der Bergischen Volkshochschule stattfinden. Die sollen von behinderten und nichtbehinderten Menschen gleichermaßen besucht werden.

Erweiterte Frühförderstelle

Nicht nur optisch sind die Gebäude der Lebenshilfe durch hohe Fensterfronten, einen begrünten Innenhof und eine große Dachterrasse keine geschlossene Einheit. "Wir legen viel Wert auf die Öffnung nach außen", sagt Josef Neumann. Dies gelingt zum Beispiel durch den Umzug des portugiesischen Volksvereins von der Klauberger Straße in den Südpark, gegen den die Betreiber der beiden bereits vorhandenen gastronomischen Betriebe erfolglos protestiert hatten. Die "Kantina" wird im zweiten Obergeschoss eingerichtet, sie bekommt eine gut 175 Quadratmeter große Terrasse mit Rundblick über Solingen. Während die Portugiesen ihr Lokal ab 18.30 betreiben, dienen die Räume der Lebenshilfe tagsüber als Kantine. Im Vereinshaus der Lebenshilfe, das kurz vor der Fertigstellung steht, wird der Integrationsbeauftragte sein Büro haben, es gibt einem Empfangsbereich, im ersten Obergeschoss wird die Frühförderstelle mit sechs Therapieräumen untergebracht werden. "Mit mehr Kapazitäten und nach dem neuesten Standard", wie der Lebenshilfe-Geschäftsführer erläutert. So können erstmals auch Spielgruppen am Nachmittag angeboten werden. Schon jetzt betreut die Frühförderstelle rund 100 Kinder im Jahr – mit steigender Tendenz. Die sieht Josef Neumann auch bei der Zahl der Menschen, die psychisch erkranken: "Wir sind eigentlich schon darauf eingestellt, zu erweitern." Auf Erweiterung hofft auch Jürgen Lehmeier, denn mit mehr Arbeitsplätzen und neuen Maschinen können neue Kunden geworben werden, ist der technische Leiter sicher. Der 45-jährige Hesse kennt sich aus in der Branche, er leitete eine Behindertenwerkstatt im Odenwald, bevor er vor zwei Jahren nach Solingen kam und das Projekt Südpark vom ersten Spatenstich an begleitete. Eine "reizvolle Aufgabe", wie er findet, und eine Aufgabe, die jetzt erst so richtig losgeht.

(RP)
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