Solingen Mehr Brände, weniger Feuerwehr

Solingen · Der Jahresbericht der Feuerwehr, der nächste Woche kommt, zeigt, dass die Feuereinsätze steigen. Beim Personal ist es anders: Die Zahlen der Freiwilligen und Jugendlichen sinken – mit Konsequenzen für die Berufsfeuerwehr.

 Fahrzeuge im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Mangenberg. Die Einheit verlor 2011 eine Kraft, hat nun noch 23 Wehrleute. Die Sollstärke beträgt 30, weil nur so zu garantieren ist, im Ernstfall zehn Aktive einzusetzen.

Fahrzeuge im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Mangenberg. Die Einheit verlor 2011 eine Kraft, hat nun noch 23 Wehrleute. Die Sollstärke beträgt 30, weil nur so zu garantieren ist, im Ernstfall zehn Aktive einzusetzen.

Foto: Mak (Achiv)

Der Jahresbericht der Feuerwehr, der nächste Woche kommt, zeigt, dass die Feuereinsätze steigen. Beim Personal ist es anders: Die Zahlen der Freiwilligen und Jugendlichen sinken — mit Konsequenzen für die Berufsfeuerwehr.

 Am 28. Mai 2011 brannte Aldi an der Weyerstraße nach Brandstiftung komplett ab. Die Berufsfeuerwehr löschte, in der Wache waren Freiwillige. Archivfoto

Am 28. Mai 2011 brannte Aldi an der Weyerstraße nach Brandstiftung komplett ab. Die Berufsfeuerwehr löschte, in der Wache waren Freiwillige. Archivfoto

Foto: Feuerwehr

Über fehlende Arbeit können sich die Solinger Feuerwehrleute nicht beklagen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der vorsätzlichen Brandstiftungen um mehr als 20 Prozent gestiegen. Mussten die Wehrleute 2010 noch zu 39 solchen Einsätzen ausrücken, so war dies 2011 insgesamt 47-mal der Fall. Das geht aus dem neuen Jahresbericht der Feuerwehr Solingen hervor, der in der kommenden Woche veröffentlicht wird.

Dabei ist es eine Bilanz mit Licht und Schatten, die die Verantwortlichen dann präsentieren werden. So war bei den 373 Bränden im vergangenen Jahr im Stadtgebiet (2010: 338) kein einziges Todesopfer zu beklagen. Und die Anzahl der Personen, die bei Feueralarm gerettet werden mussten, ging von 127 auf 56 zurück.

Löscheinheiten unterbesetzt

Grund zur Entwarnung besteht gleichwohl nicht. Denn während im Jahr 2011 mehr Brandstifter ihr Unwesen trieben und etwa auch die Ursache für die Wohnwagenbrände vom vergangenen Wochenende weiter unklar bleibt, wie eine Polizeisprecherin gestern sagte, ist die Zahl der Feuerwehrleute in Solingen rückläufig. "Im Bereich der Jugendfeuerwehr sinkt die Zahl beispielsweise seit mehreren Jahren", sagte Feuerwehr-Sprecher KarlHeinz Rehborn. Eine Entwicklung (siehe Kasten), die mittelfristig auch bei der Berufsfeuerwehr zu Problemen führt. In dem Bereich stieg die Zahl der Kräfte 2011 zwar von 196 auf 202. Und dazu kommt, dass am 2. Januar 16 Mann einen neuen einjährigen Grundausbildungslehrgang begannen.

Doch schon heute gibt es bei den meisten Löscheinheiten der Freiwilligen Feuerwehr, die sich wiederum aus der Jugendfeuerwehren rekrutieren, erhebliche Schwierigkeiten, die geforderte Anzahl von 30 Feuerwehrleuten je Einheit zu erreichen. Nur bei der Einheit Böckerhof wird die Sollstärke mit 31 Kräften noch übertroffen. Aber selbst dort musste 2011 ein Rückgang um drei Kräfte hingenommen werden. Und in Merscheid kommt man mit 14 Wehrleuten schon seit Jahren auf nicht einmal die Hälfte der erforderlichen Kräfte.

Engpässe, die sich später auch bei der Berufsfeuerwehr bemerkbar machen, da viele "Profis" zunächst bei den "Amateuren" anfangen, ehe sie zur Berufsfeuerwehr wechseln.

Dabei übernehmen die Freiwilligen selbst aber auch wichtige Aufgaben. Zum einen müssen die freiwilligen Kollegen mindestens eine Wache besetzen, sobald zwei der drei Berufsfeuerwehr-Wachen im Einsatz sind. So zum Beispiel bei einer bis heute ungeklärten Brandserie am 28. Mai 2011, als in wenigen Stunden zwei Supermärkte in Wald in Flammen aufgingen und ein Schaden von mehr als einer Million Euro entstand. Zum zweiten sind die Freiwilligen darüber hinaus bei Sturm- und Unwettereinsätzen, deren Zahl im vergangenen Jahr von 160 auf 375 stieg, eine wichtige Säule des Sicherheitskonzepts.

Für Experten sind die Ursachen für die sinkenden Zahlen bei der Freiwilligen Feuerwehr klar. Das Freizeitverhalten vieler hat sich geändert, seit dem Ende der Wehrpflicht ist die Freiwillige Feuerwehr kein Ersatz mehr für die Bundeswehr — und immer mehr Leute sind beruflich an anderen Orten so stark eingebunden, dass ihnen die Zeit für das Ehrenamt fehlt.

Hinzu kommt, dass die Berufsfeuerwehr ebenfalls Konkurrenz hat. "Wir verlieren jedes Jahr Kräfte an andere Wehren", sagte gestern Feuerwehrsprecher Rehborn. Zwar gebe es auch Zugänge, so Rehborn. Das Problem wird so aber nicht gelöst: In der freien Wirtschaft werden höhere Gehälter gezahlt, während zudem der Verdienst der verbeamteten Feuerwehrleute nach Aussage der Feuerwehrgewerkschaft schon seit Jahren real sinkt.

(RP/ila)
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