Solingen Malstation – Heilungserfolg für die Seele
Solingen · Krebspatienten, aber auch ihre Familien empfinden das vom Künstler Carsten Weck begleitete kreative Angebot der St. Lukas Klinik als Segen. Die Malstation ist für den Sozialpreis des Katholischen Krankenhausverbandes nominiert.

Kunst war für Ulrike Laws zuvor gleichbedeutend mit Schulunterricht. Künstler Carsten Weck und die Malstation der St. Lukas Klinik haben bei ihr ein anderes Bild vermittelt und verschaffen ihr eine Auszeit von einer bedrückenden Krankheit. "Verblüffend, wie viele Themen sich beim Malen diskutieren lassen."
Foto: MAKUlrike Laws hat sich für kräftige Farben entschieden: ein leuchtendes Rot, ein strahlendes Blau. Der "Bunte Planet" oder die "Eiskugel" – dies wären passende Namen für ihr Bild. Aber eigentlich könnte der Betrachter dies auch selbst überlegen. Ulrike Laws hat sich viele Gedanken beim Malen gemacht; all jene, die sich nun das kreative Ergebnis in der Malstation der St. Lukas Klinik anschauen, könnten es ebenso halten, sagt sie.
Leuchtende Farben prägen auch das Bild von Vera Boden, das neben zahlreichen weiteren ausgestellt ist. Überhaupt wirkt der Raum in der Ohligser Klinik wie ein Künstler-Atelier. An Krankenhaus werden Besucher hier jedenfalls nicht erinnert. Für Vera Boden, Ulrike Laws, aber auch die anderen Patienten ist die Malstation wie ein Befreiungsschlag: Einfach einmal an nichts anderes denken zu müssen; frei sein; nicht ständig über den nächsten Kontroll-Termin grübeln zu müssen, nicht aufs Neue zu hoffen, dass die Chemotherapie anschlägt – das Angebot ermöglicht eine Auszeit von einer bedrückenden Krankheit: Krebs.
Künstler Carsten Weck arbeitet in den eigens vom Förderverein St. Lukas eingerichteten Räumen an der Schwanenstraße mit den Patienten. Seit dem Sommer besteht das sehr gut angenommene Angebot, für das keiner zahlen muss und bei dem es keine festen Zeiten gibt. Jetzt ist die Malstation für den Sozialpreis des Katholischen Krankenhausverbandes nominiert worden. Am morgigen Samstag wird die Auszeichnung vergeben.
Für Professor Dr. Ulrich Mahlknecht, Chefarzt der Onkologie und Hämatologie, ist es ein Anliegen, neben den Möglichkeiten heutiger Medizin mit all der Technik, die zugleich aber auch steril wirke, die Seele des Patienten nicht aus den Augen zu verlieren. Hier setzt die Malstation an. In einem von Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Kostendruck und Fallzahlen geprägten Gesundheitssystem soll bewusst ein Kontrapunkt gesetzt werden. Medizinisch ist das freilich nicht zu unterschätzen. Denn nach Mahlknechts Worten fördert die Beschäftigung mit der Seele durchaus den Heilungserfolg.
Carsten Weck nennt den zum Atelier umgestalteten Klinik-Bereich ausdrücklich Malstation, seine Besucher sind für ihn nicht Patienten, sondern Gäste. "Wir machen hier keine Psychotherapie, führen keine Beratungsgespräche", sagt der Künstler. Erfolgsrezept ist vielmehr, sich ausschließlich mit der Kunst zu beschäftigen. Auch Weck selbst erlebt dann, wie schnell die Stunden verfliegen, "ohne an die dunklen Wolken der Krankheit zu denken". Dabei geht es nicht nur ums Malen. Gemeinsame Museumsbesuche werden ebenfalls unternommen, zur NRW-Kunstsammlung nach Düsseldorf zum Beispiel.
Überwindung erfordert es für die Gäste der Malstation anfangs allerdings sehr wohl, um sich mit dem Pinsel auszudrücken und Farbe auf eine Leinwand zu bringen. "Kunst war für mich vorher gleichbedeutend mit Schulunterricht", sagt Ulrike Laws. Die Erfahrungen bei Künstler Carsten Weck haben ihr schließlich ein anderes Bild vermittelt. "Es ist absolut verblüffend, wie viele Themen sich dabei diskutieren lassen."
Barbara Ochsenknecht erlebt, wie sehr das ihrem an Krebs erkrankten Mann gut tut. Jedes Mal, wenn er nach drei, vier Stunden heim komme, sei er total entspannt.