Solingen "Männer ohne Nerven" im ausverkauften Theater

Solingen · Wummernder Bass, kreischende Gitarre und treibendes Schlagzeug mischten am Samstagabend den vollkommen ausverkauften Pina Bausch-Saal im Theater auf. Gespielt wurden berühmte Rocksongs, die wirklich jeder im Publikum kannte - nur die Texte waren anders. Die nämlich stammten von Herbert Knebel und seinem Affentheater, die in ihrer ersten Hymne sogleich verkündeten "Musik ist unsere Liebe ... Hauptsache es fetzt", um darauf zur Musik des Queen-Klassikers zu versprechen: "Wir tun euch jetzt rocken!" Dieses Versprechen haben Herbert Knebel und seine drei Mitstreiter in ihrem Programm "Männer ohne Nerven" eingehalten und bald klatschte der ganze Saal mit zu den heißen Rhythmen.

Heiß war Herbert Knebel auch zu seinen "wilden" Jugendzeiten, wie er verriet. "Wie die Vulkane. Das war unsere hormonelle Situation." Weshalb die Jugend damals auch ganze Wochenenden in der Eisdiele Venezia verbrachte, um sich erst einmal runterzukühlen. Aber das war nicht der einzige Grund, denn es gab in der Eisdiele eine Jukebox. "Das ist ein 100 Kilo schweres I-Pod", klärte Knebel die Jüngeren im Publikum auf.

Seit nunmehr 28 Jahren steht das Affentheater auf der Bühne, seit 1993 in der Besetzung, die auch am Samstag für schallendes Gelächter sorgte. Die "Männer ohne Nerven" sind der mit wunderbarer Fiepsstimme leicht naive Schlagzeuger "der Trainer" Detlef Hinze, der coole Rentnerbassist "Ernst Pichl" Martin Breuer, und der mit Perücke und viel Mut zur Hässlichkeit ausgestattete Gitarrist "Ozzy Ostermann" Georg Göbel-Jakobi und natürlich "Herbert Knebel" Uwe Lyko selbst, der mit seinem Senioren-Hüftschwung und einer Riverdance-Tanzeinlage den Saal zum Toben brachte. Das bunte Programm aus Stand-up-Comedy-Einlagen und launigen Rocksongs mit ungewöhnlichen Texten - "Willst du was erleben, ja, dann fahr mit dem Regionalexpress" - sorgte immer wieder für Brüller im Publikum und machte auch den vier Komikern so viel Spaß, dass sie sich zuweilen selbst kaum das Lachen verkneifen konnten. Dabei sind die Themen durchweg aus dem ganz normalen Alltag gegriffen, wie, wenn Knebel von seinem ersten und letzten Besuch eines indischen Restaurants (sauscharf) erzählt, bei dem seine Frau Guste aus Verzweiflung den Hundenapf leer trank, und danach eine Hymne auf die Currywurst anstimmt oder von einem Hallenbadbesuch berichtet, bei dem er seine Frau mit einem Schubs "zu Wasser ließ", ohne zu wissen, dass sie nicht schwimmen kann, und beim Rettungsversuch vom Bademeister gerettet werden musste - aus dem Nichtschwimmerbecken. Der Charme des Ruhrpott-Dialektes steigerte die Pointen zusätzlich. Da wurden die Lachmuskeln der Zuschauer ganz schön gefordert.

(sue)
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