Solingen "Macht das immer noch Sinn ?"

Solingen · Bergische Solarenergie Tour machte Halt bei BIA und Biacchessi. Die Firmen nutzen rund die Hälfte des erzeugten Stroms selbst.

 Die Photovoltaik-Anlage auf der Biacchessi-Halle an der Norbertstraße. Geschäftsführer Frank Püttbach zwischen den Modulen.

Die Photovoltaik-Anlage auf der Biacchessi-Halle an der Norbertstraße. Geschäftsführer Frank Püttbach zwischen den Modulen.

Foto: Melchior

Solingens größter gewerblicher Arbeitgeber hat auch den leistungsfähigsten Photovoltaik-Park der Stadt. BIA und Biacchessi erzeugen auf ihren Dächern im Gewerbe- und Industriegebiet Scheuren jährlich rund 510.000 Kilowattstunden Strom. Ob die Galvanikexperten damit Vorbild für weitere Firmen aus der Region sein können, darum ging es jetzt bei der "Bergischen Solarenergie Tour". Veranstalter waren die Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien Bergisches Land und die EnergieAgentur NRW. "Macht das immer noch Sinn?", fragte Gastgeber Frank Püttbach, Geschäftsführer von Biacchessi. Denn über die Jahre sind die Einspeisevergütungen drastisch gesunken. 2010, als BIA die erste Anlage mit 147,2 kWp (theoretische Maximalleistung) errichten ließ, lag die Vergütung noch bei 37 Cent pro Kilowattstunde. "Diese Anlage hat mit zwölf Prozent die mit Abstand beste Rendite." Fünf Jahre später, als eine zweite mit 194,8 kWp auf dem Dach an der Norbertstraße hinzukam, waren es nur noch 11,2 Cent. Deshalb wird rund die Hälfte des Stroms selbst verbraucht. Sie fließt in die Roboterschleifmaschinen. Püttbach: "Wir produzieren hier rund ein Drittel des benötigten Strom selbst." Die Rendite: 7,1 Prozent. Die jüngste und mit 224 kWp leistungsfähigste Photovoltaik-Anlage, die im vergangenen Jahr bei BIA aufgestellt wurde, gibt gar keinen Strom mehr ins öffentliche Netz ab. Durch die komplette Selbstnutzung liegt die Rendite bei 10,5 Prozent - immer "sehr konservativ" errechnet, wie Püttbach betonte.

Gut kalkulierbar seien beispielsweise die Kosten für Versicherung und Wartung. Die größte Unsicherheit sei der Preis für zugekauften Strom. "Wer weiß schon, wohin die Reise beim Strompreis geht?" Rund 800.000 Euro investierten BIA und Biacchessi in die eigene Stromerzeugung. Püttbach machte den Teilnehmern der Solartour Mut, es auch jetzt noch selbst zu versuchen: "Renditen unter sieben Prozent sind eher unwahrscheinlich." Bei der Überwachung des Photovoltaik-Parks greift er auch auf Vergleichsdaten aus der Nachbarschaft zurück. "Wir haben ein gemeinsames Monitoring mit dem Junkerwerk - und einen kleinen Wettbewerb, wer die erfolgreichste Anlage hat."

Dass sich nicht jeder Standort eignet, ob es nun um eine Fabrik oder ein Einfamilienhaus geht, versteht sich. Peter Vorkötter, kommissarischer Leiter des Stadtdienstes Natur und Umwelt sowie Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien, und seine Remscheider Stellvertreterin Monika Meves betonten aber: "Die größten Potenziale bei den erneuerbaren Energien liegen bei uns im Bereich Solarenergie." Meves stellte die Solardachkataster der bergischen Großstädte vor. Sie zeigen für jedes Gebäude, welche Dachflächen gut, weniger gut oder gar nicht geeignet sind. Im Remscheider Angebot ist ein Wirtschaftlichkeitsrechner integriert. Dass chinesische Solarmodule demnächst noch preiswerter werden, vermutet Carl-Georg Graf von Buquoy. Der Leiter des Netzwerks Photovoltaik bei der EnergieAgentur NRW schilderte unter anderem den Preisverfall bei den Anlagen, die zu erwartende Lebensdauer bei Modulen, Wechselrichtern und Speichern sowie mögliche Auflagen: "Auf Dächern ist keine Baugenehmigung nötig. Denkmalschutz kann allerdings ein Problem sein."

www.solarkataster.solingen.de

www.solare-stadt.de/remscheid

(flm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort