Solingen Lutherkirche muss verkehrssicher bleiben

Solingen · Um finanziell weiter über die Runden zu kommen, will die Lutherkirchen-Gemeinde ihr Gotteshaus an der Kölner Straße in zwei Jahren schließen (wir berichteten). Die veranschlagten zwei Millionen Euro für die Sanierung kann sie nach eigenen Angaben nicht stemmen. Allerdings wird sie auch künftig nicht umhin kommen, Geld in die Kirche zu stecken. Denn das 110 Jahre alte Gebäude steht seit 1988 unter Denkmalschutz. "Damit hat die Kirchengemeinde auch über das Jahr 2013 hinaus die Verkehrssicherungspflicht", erklärt Stadtsprecherin Stefanie Mergehenn. "Das bedeutet, dass sie gegebenenfalls einen Bauzaun aufstellen und für eine ordentliche Dacheindeckung sorgen muss, damit kein Ziegel herunterfällt."

Grundsätzlich habe das Gotteshaus den gleichen Denkmalschutzumfang wie bis vor kurzem der Hedderich-Pavillon neben dem ehemaligen Karstadtgebäude. Dort wurde der Schutz aus öffentlichen Belangen wieder aufgehoben. "Ein solches Vorgehen ist bei der Lutherkirche nicht zu erwarten", sagt Mergehenn. "Denn anders als der Pavillon ist sie prägend für das Solinger Stadtbild."

Die Lutherkirchen-Gemeinde ist zwar die erste, die in der Klingenstadt eine Kirche schließen will. Dennoch steht sie damit nicht alleine da. "Vielen Gemeinden im Rheinland geht es ähnlich", berichtet Jens Peter Iven, Pressesprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Sie haben alte, denkmalgeschützte Gebäude, die unterhalten werden müssen. Zugleich geht die Bevölkerungszahl zurück und damit auch die Finanzkraft. Denn Rentner müssen in der Regel keine Kirchensteuer zahlen." In den Jahren 1977 bis 2002 seien zwischen Emmerich und Saarbrücken 18 evangelische Kirchen und Gemeindehäuser geschlossen worden, von 2003 bis 2008 bereits 75. "Dieser Trend wird sich fortsetzen."

Bei katholischen Kirchen ist die Lage nicht anders. In Moers beispielsweise wurde die Kirche St. Paulus abgerissen. Dort entstehen barrierefreie Wohnungen und eine Tagespflege. In Mönchengladbach wurde die Kirche St. Elisabeth in eine Grabeskirche umgewandelt, die Pfarrkirche St. Peter sogar in eine Kletterhalle.

(RP)
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