Solingen Lösungen im Kopf

Solingen · In einem Projekt versuchen zwölf Schüler der Gesamtschule Solingen zusammen mit Studenten der Bergischen Uni den Antrieb für die Schwebefähre in Müngsten wetterfest zu machen. Raphael und Pascal haben schon Ideen.

Das Problem fällt an diesem Nachmittag mal wieder vom Himmel. Nur ein bisschen, Gott sei Dank, aber trotzdem: Eben hat es im Brückenpark Müngsten ganz leicht zu regnen begonnen. Und niemand kann sagen, ob es nicht doch gleich schlimmer wird und wie lange die Schwebefähre dann noch über die Wupper gondeln kann. "Bei Nässe rutscht oft das Seil ab und der Betrieb muss eingestellt werden", erklärt jedenfalls Raphael Shakoor, der im Augenblick neben Kumpel Pascal Wegner steht, dem Stahl-Konstrukt hinterherblickt, das eben vom Solinger Ufer abgelegt hat — und sich gleichzeitig so seine Gedanken macht.

Was durchaus einen tieferen Sinn erfüllt. Denn die beiden 17-Jährigen aus der Jahrgangsstufe 11 an der Gesamtschule Solingen sind heute zusammen zehn anderen Schülern sowie mit Technik-Lehrer Jörg Bröscher nach Müngsten gekommen, um genau dieses Problem mit der Feuchtigkeit auf den Drahtseilen der Schwebefähre ultimativ in den Griff zu bekommen. Nicht sofort und auch nicht allein: Schließlich fällt die Lösung nicht vergleichbar locker vom bergischen Himmel wie der Regen. Doch ein paar Ideen haben Raphael und Pascal schon im Hinterkopf — und jede Menge Zeit noch dazu. In den kommenden zehn Wochen werden sich die insgesamt zwölf Schüler im Rahmen des Projekts Bergisches Schul-Technikum (BeST) immer wieder mit Ingenieur-Studenten der Uni Wuppertal treffen, um das Antriebssystem der Schwebefähre zu optimieren.

"Für uns ist das eine Chance, Kontakt zur Uni zu knüpfen", meint Raphael, der schon genau weiß, was er später mal studieren möchte: Maschinenbau. Etwas in dieser Richtung schwebt auch Pascal vor — und darum haben die beiden der Fähre inzwischen auch den Rücken gekehrt. Die muss mit ihrem Problem einstweilen noch warten. Denn erst mal ist jetzt Peter Gust dran. Der Professor vom Lehrstuhl Konstruktion an der Bergischen Uni hat sich mit den Schülern und Studenten, die an dem Projekt teilnehmen, inzwischen nämlich am Eingang des Brückenparks versammelt und verpasst Raphael, Pascal sowie den anderen Elftklässlern im Augenblick so etwas wie eine Einführungsvorlesung.

Idee, Planung, Konzept, Gestaltung: Bis zum Bau eines Prototyps soll das Schwebefähren-Projekt unter der Ägide von BeST, Lebenshilfe, Stadt Solingen und Bergischer Entwicklungsagentur heranreifen. Dabei bekommt jede der vier, aus Schülern und Studenten zusammengesetzten Gruppen 500 Euro, damit die Theorie später auch in der Praxis angewandt werden kann.

Und damit gleichzeitig ein noch ganz anders Problem angegangen wird. "Die Firmen der Region suchen immer häufiger junge Leute für technische Berufe", erklärt Ludger Dinkel von der Arbeitsagentur Wuppertal, die seit dem BeST-Beginn 2007 die Initiative betreut. Lösungen im Kopf sind gefragt. Darum sollen Jugendliche möglichst früh mit dieser Arbeitswelt bekannt gemacht werden.

Und eben selbst mitarbeiten. Wie Raphael und Pascal, die tatsächlich schon einige vielversprechende Ideen für die Schwebefähre in petto haben. "Vielleicht kann man mit einem Föhn oder einem Besen das Seil trocken halten", fachsimpeln die beiden. Immerhin ein erster Ansatz, den Rest werden die kommenden Wochen schon bringen. Schließlich ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen, an dem sich zwischenzeitlich sogar wieder die Sonne blicken lässt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort