Solingen Löhrmann: Mut zum gemeinsamen Lernen

Solingen · Die Schulministerin besuchte die Behindertenbeiräte des Bergischen Landes und sprach über die Inklusion an Schulen.

Eine zentrale Frage stellte die Schulministerin selbst: "Werden jetzt die Förderschulen abgeschafft?", berichtete Sylvia Löhrmann (Grüne) von den Sorgen vieler Bürger und gab die Antwort selbst: "Jede Schule muss eine Förderschule sein."

Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin war auf Einladung der Behindertenbeiräte des Bergischen Städtedreiecks ins Solinger Rathaus gekommen. Die Beiratsvorsitzenden wollten zum Beispiel wissen, welche Fortschritte die Entwicklung des gemeinsamen Lernens an den Regelschulen mache und wie der vermehrte Bedarf an Sonderpädagogen aufzufangen sei.

In Solingen liege die Quote an Kindern mit Förderbedarf bei 6,2 Prozent, erklärte Löhrmann. 22,8 Prozent dieser Schüler besuchten bereits jetzt eine allgemeine Schule. Damit befinde sich die Klingenstadt etwa im landesweiten Durchschnitt. Die Landesregierung erwartet, dass bis 2018 doppelt so viele Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf am Unterricht der Regelschulen teilnehmen. "Schon jetzt erreichen nicht mehr alle Förderschulen im Bundesland die erforderliche Mindestgröße", sagte die Ministerin.

Besonders betroffen vom Rückgang der Anmeldungen seien dabei Schulen für Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen, wie die Diesterwegschule in Ohligs, die im Sommer schließt. Löhrmann betonte aber auch, dass Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen weiterhin die Wahlfreiheit zwischen einer allgemeinen und einer Förderschule hätten. Ein Rechtsanspruch auf den Besuch einer Regelschule bestehe zur 1. und 5. Klasse, erklärte Löhrmann. "Dazwischen macht das wegen der gewachsenen Klassenstrukturen wenig Sinn", führte sie aus.

Weil schon jetzt ein erheblicher Mangel an Sonderpädagogen besteht, bietet das Land berufsbegleitend 18-monatige Qualifizierungskurse für Lehrkräfte an. In den nächsten fünf Jahren sollen auf diese Weise bis zu 2500 Lehrer auf die neue Herausforderung eingestellt werden. Derzeit stellen Förderschulen ihr Personal teilweise an die Regelschulen ab, wenn dort ein bestimmter Bedarf besteht. "Das ist ein gutes Konzept", betonte Birkhild Mahlendorf, Lehrerin an der Grundschule Gottlieb-Heinrich-Straße in Wald. Dort lernen Kinder mit und ohne Behinderungen schon seit 16 Jahren gemeinsam. Um dem Bedarf der Schüler gerecht zu werden, sollen die Schulen, die gemeinsamen Unterricht anbieten, Förderschwerpunkte setzen.

Zu denen gehören die emotionale und soziale sowie die körperliche und motorische Entwicklung, Hören und Kommunikation, Sehen, Sprache die geistige Entwicklung und Lernen. Die Größe der Klassen könnten die Kommunen den Förderbedürfnissen entsprechend steuern.

Auch im Hinblick auf die persönliche Entwicklung bringe gemeinsames Lernen die Schüler weiter, sagte Sylvia Löhrmann: "Die Kinder lernen den natürlichen Umgang miteinander."

(rdl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort