Solingen Lieferung frei Haus

Solingen · In der Altenwohnanlage am Kannenhof kann der Aufzug zwei Wochen lang nicht benutzt werden. Der Regionalladen Beroma versorgt die Bewohner daher mit Lebensmitteln und hilft bei Erledigungen im Haus.

Johanne Schmitt wohnt im dritten Stock der Altenwohnanlage an der Alfred-Nobel-Straße. Ohne ihren Rollator kann die 80-Jährige keinen Schritt weit laufen. Doch im Moment kommt sie auch mit der rollenden Gehhilfe nicht sehr weit. Denn der Aufzug des Gebäudes, der sie nach unten und auf die Straße bringen könnte, wird zurzeit erneuert und kann daher nicht benutzt werden. Für die Solingerin ist dies nur ein geringes Problem, denn die nötigen Lebensmittel liefert ihr der Beroma-Regionalladen aus der Hasseldelle bis in die Wohnung.

„Wurst, Vollmilch, Brot, Butter, Quark, Marmelade und Käse lasse ich mir bringen“, sagt Schmitt und nimmt einen entsprechend gefüllten Einkaufskorb von Duran Elbudak in Empfang. Der 56-jährige Angestellte des Regionalladens räumt die telefonisch bestellten Waren auch gleich in der Küche ein. Bis Ende des Monats – so lange sollen die Aufzugarbeiten im Kannenhof dauern – ist er in der Altenwohnanlage der Stadt-Sparkasse im Sondereinsatz. Neben der Lebensmittelversorgung der Bewohner geht Elbudak dem Hausmeister zur Hand. „Ich helfe, den Müll hinunterzubringen und Wäsche in die Waschküche zu bringen“, erzählt er. 43 Frauen und Männer leben in dem Haus. „Das Rauf und Runter macht mir nichts aus.“ Zum Beweis nimmt Elbudak gleich zwei Treppenstufen auf einmal.

Seit der Eröffnung im April 2006 arbeitet der 56-Jährige im Beroma-Regionalladen in der Hasseldelle. „Der kostenlose Lieferservice gehört bei uns regulär zum Programm, aber viele kennen ihn nicht oder wollen nicht glauben, dass er tatsächlich kostenlos ist“, berichtet Marktleiterin Andrea Durst. „Wenn sie es wünschen, holen wir ältere Leute für den Einkauf auch zu Hause ab und bringen sie mit den Waren wieder zurück.“

Möglich wird das Ganze durch Fördergelder. Die Angestellten des Regionalladens sind – bis auf die Marktleiterin und einen Anleiter – Teilnehmer einer dreijährigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für über 55-Jährige und bei der Ittertal gGmbH beschäftigt. „Meine Leute haben große Lust zu arbeiten und wollen es auch“, lobt die 37-jährige Marktleiterin ihre Mitarbeiter. „Im Gegensatz zu jüngeren Menschen, die mitunter lieber arbeitslos zu Hause bleiben.“ Entgegen ursprünglicher Erwartungen werde der Regionalladen von allen Bewohnerschichten der Hasseldelle gut genutzt. „Wir haben durchschnittlich 180 Kunden am Tag“, sagt die Leiterin, die selbst in der Hasseldelle wohnt. „Und sie holen bei uns nicht nur, was sie woanders vergessen haben, sondern tätigen immer mehr ihren gesamten Wochenendeinkauf bei uns.“ Denn teurer als ein normaler Supermarkt seien die Waren dort nicht.

Das meint auch Johanne Schmitt, die den kostenlosen Lieferservice sehr schätzt. Für sie bedeutet der Regionalladen aber ebenfalls ein Stück Heimat. „Ich habe 32 Jahre auf der Hasselstraße gewohnt“, erzählt sie. „Deshalb hänge ich daran.“

(RP)
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