Solingen Letzte Rettung war die Tankstelle

Solingen · An den beiden Kassen der großen Gräfrather Tankstelle bilden sich am Sonntagvormittag lange Schlangen: Ein Paar mit einem Kinderwagen kauft Batterien und einen Schokokuchen, ein Mann eine Flasche Rotwein, andere Kunden Zeitungen, große Tüten mit Brötchen aus dem Backshop oder kalte Getränke. Dreieinhalb Tage ohne einen Einkauf im Supermarkt und der Besuch von Freunden und Verwandten über die Feiertage scheinen den ein oder anderen Kühlschrank an seine Grenzen gebracht zu haben - wie gut, dass Tankstellen, Bäckereien und Kioske auch sonntags geöffnet haben.

"Wir haben Brötchen, Wurst, Kakao und Schmierkäse gekauft", erzählen Kevin Hammes und Freundin Tatjana Röltgen, als sie schwer bepackt aus der Tankstelle kommen. Der Kühlschrank Zuhause, erzählt der 21-jährige Hammes, sei nach den Feiertagen schlichtweg geplündert. "Fürs Frühstück mussten wir unbedingt was einkaufen." Die Tankstelle sei da der erste Anlaufpunkt - "auch, wenn hier alles so teuer ist", so Tatjana Röltgen (20). Mit der Auswahl seien sie grundsätzlich zufrieden, "aber jetzt nach den Feiertagen sind die Regale ziemlich leer."

Tatsächlich: Insbesondere das Wurst- und Käsesortiment der "Tanke" ist geplündert, nur noch vereinzelte Käse- und Wurstpakete liegen in den Regalen. Grundsätzlich sind sich die beiden einig, wäre es an solchen Tagen "schon nicht schlecht", wenn es Geschäfte gäbe, die auch sonntags geöffnet hätten, "man sieht ja, wie viele auch jetzt noch einkaufen gehen." Dennoch haben sie größtes Verständnis für die Mitarbeiter in den Geschäften, die zumindest einen Tag in der Woche frei haben sollten.

Normaler Sonntag beim Bäcker

In der Bäckerei Stöcker an der Wuppertaler Straße kehrt indes gegen Mittag langsam Ruhe ein. "Für uns ist es eigentlich wie ein normaler Sonntag", erzählt Verkäuferin Angelika Lukosch, und wie an jedem Sonntag hätten die Bäckerei und das angeschlossene Café bis 16 Uhr geöffnet. Die meisten Kunden, fügt Kollegin Silke Idel hinzu, kauften Brötchen fürs Frühstück, einige Kuchen für das nachmittägliche Kaffeetrinken. Zwar hätten sie etwas mehr Brot als an anderen Sonntagen verkauft, doch die meisten Kunden hätten sich bereits vor Weihnachten gut eingedeckt.

Einige Kilometer weiter, an der Walder Friederich-Ebert-Straße, steht Detlef Utsch um kurz vor Eins am Sonntag hinter dem gläsernen Tresen von "Alexandras Kaffebüdchen", das er seit rund zwei Monaten mit seiner Familie betreibt. Mit dem Geschäft am Sonntag nach den Weihnachtsfeiertagen ist der Solinger sehr zufrieden. "Am Sonntagmorgen waren viele Kunden zum Kaffeetrinken da, aber auch viele, die frische oder belegte Brötchen zum Mitnehmen geholt haben." Das, so Utsch, habe bestimmt damit zu tun, dass die Geschäfte seit mittlerweile dreieinhalb Tagen geschlossen hätten. "Die Leute sind einfach froh, wenn sie auch sonntags gute, frische Lebensmittel bekommen."

(RP)
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