Solingen Leiden Christi nachvollziehen

Solingen · Die Karfreitagsprozession der Missione Cattolica italiana ist nicht nur für die italienische Gemeinde, sondern für alle Christen in Solingen ein Höhepunkt der Karwoche. Gestern begleiteten sie wieder tausende Menschen.

Am Walder Stadtpark startete der Umzug, der inzwischen eine lange Tradition hat. Schnell hatte sich eine große Menschentraube um die Darsteller gebildet, die in selbst genähten Kostümen den Verrat an Christus, sein Leiden und Sterben zeigten. Die Rolle des Heilands verkörperte in diesem Jahr Giulio Casarrubea. Der 22-jährige hatte bei der letzten Prozession die Aufgabe des Erzählers übernommen. "Ich bin ein bisschen aufgeregt", sagte Casarrubea, als sich die Akteure gestern um 15 Uhr hinter dem Walder Rathaus sammelten. "Aber das wird schnell verflogen sein, wenn es losgeht", fügte der junge Mann hinzu.

80 Gemeindemitglieder beteiligt

Einige Monate vor der Prozession bildete sich ein Planungsvorstand. Auf den Versammlungen meldeten sich die Teilnehmer für die verschiedenen Rollen. 80 Gemeindemitglieder waren an der Umsetzung der Passionsgeschichte beteiligt. An fünf Sonntagen hatte sich die Gruppe der italienischen Gemeinde zum Proben getroffen. "Dann reden wir üblicherweise über alles, was wir brauchen", berichtete Carmine Marro, Küster der Gemeinde. Seit vielen Jahren leitet er die Planungen für die Karfreitagsprozession. Er schlüpft immer wieder in die Rolle von Kaiphas, dem Hohepriester, der auf die Verurteilung Jesu durch Pontius Pilatus hinwirkt. "Ich kann mich gut in diese Figur hineinversetzen", erklärte Marro. Regie führte gestern wie im Vorjahr Giovanni Zito.

Der Walder Stadtpark diente als Kulisse für den Ölberg, an dessen Fuß Judas Ischariot Christus verrät und römische Soldaten den Gottessohn verhaften. Von dort setzte sich der lange Zug unter den Gesängen der Gemeinde in Bewegung. Auf dem Weg durch das Lochbachtal bis zur Kirche St. Mariä Empfängnis in Merscheid erlebten die Begleiter die Strapazen, die Jesus mit dem Kreuz auf dem Rücken erleidet, die Hilfe, die ihm Simon von Cyrene gewährt, und seine Begegnungen mit Maria und Veronika. Ein Haltepunkt für den Umzug war wieder der Schulhof der Friedrich-Albert-Lange-Schule. Weil dieser im vergangenen Jahr verschlossen war, hatte die Gruppe damals umdisponieren müssen.

Kreuz ist 50 Kilogramm schwer

Im Gefolge des 50 Kilogramm schweren Kreuzes ging es schließlich wieder den Berg hinauf zum Vorplatz von St. Maria Empfängnis, wo eine Andacht die Zeremonie beschloss. Aus Eigenmitteln hatte die Gemeinde dort eine Bühne aufgebaut. Sprecher erklärten alle Szenen des Kreuzweges in italienischer und deutscher Sprache.

Der Umzug beeindruckte die Begleiter. "Ich bin schon zum achten oder zehnten Mal dabei", erzählte Angela Ballendat aus Höhscheid und lobte die eindringliche und anschauliche Darstellung des Kreuzweges: "Ich finde es hervorragend, wie diese Prozession gemacht ist, weil man die Geschichte so auch den Kindern näher bringt."

In diesem Jahr beteiligten sich Christen aus Krefeld, Mönchengladbach und sogar Gäste aus Rom an der Prozession. "Man hat das Gefühl, dass immer mehr Leute dabei sind", sagte Angela Ballendat. Die Prozession zog neben den Gläubigen wieder zahlreiche Schaulustige an, die die Szenen der Passionsgeschichte mit dem Fotoapparat und der Videokamera festhielten.

(RP)
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