Solingen Lebensmittel landen im Müll

Solingen · Der Dokumentarfilm "Taste the Waste", der am Montag im Cinemaxx zu sehen ist, zeigt, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden. Bäcker Roland M. Schüren kommt darin zu Wort und setzt auf Alternativen.

50 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen. Schon vorher schaffen es viele Nahrungsmittel gar nicht erst in die Supermarktregale, weil sie nicht den strengen Regeln der Nahrungsmittelindustrie und vor allem unseren Erwartungen als Verbraucher entsprechen. Egal ob zu kleine Kartoffeln, nicht perfekt gerötete Tomaten, Gurken mit der falschen Krümmung, Orangen, die zu reif aus Spanien angeliefert wurden: problemlos Essbares wird entsorgt. Welche Folgen hat dieses Wegwerf-Verhalten für die Ernährung der Weltbevölkerung? Wer degradiert Nahrungsmittel zu Müll? Gibt es negative Einflüsse auf das Klima?

Altes Brot zum Heizen

Diese Fragen beantwortet Regisseur Valentin Thurn in seinem vielbeachteten Dokumentarfilm "Taste the Waste", der sich mit der weltweiten Verschwendung und Vernichtung von Nahrungsmitteln beschäftigt und nun auch in Solingen zu sehen ist. Darin kommt der Solinger Bäckermeister Roland M. Schüren, Inhaber der gleichnamigen Bäckereikette, zu Wort.

Schüren setzt in seinem Betrieb auf ein alternatives Energiekonzept und wehrt sich schon lange gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln. Er heizt seine Bäckereiöfen mit einem neuen Biomasse-Brenner, der mit einer Mischung aus 70 Prozent Holzpellets und 30 Prozent Altbrot befeuert wird. Auf diese Art und Weise wird nicht nur der CO2-Ausstoß verringert, sondern auch weniger Energie verbraucht. Die Abwärme nutzt Schüren zur Warmwassererzeugung für die Abtauheizung der Kälteanlagen. Sein Engagement wurde mittlerweile prämiert.

"Natürlich muss Brot so lange wie nur möglich der Ernährung des Menschen dienen und wird nicht einfach verfeuert", betont Roland M. Schüren und hat einen mehrstufigen Verwertungsplan entwickelt. Zunächst wird Brot vom Vortag zum reduzierten Preis weiterverkauft, zu Paniermehl verarbeitet und an die Solinger Tafel verschenkt. Erst dann dienst es als Heizmaterial oder Tierfutter. Kuchen oder Olivenbrot eignen sich nicht zum Heizen. Den größten Anteil bilden Brötchen.

Zahlreiche Fernsehsender wurden mittlerweile auf Schüren aufmerksam. Mitte letzten Jahres wurde der Bäcker für die Dokumentation "Taste the Waste" angefragt. "Ich habe mich gerne geäußert, denn der Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmitteln liegt mir am Herzen", so Schüren, der bereits die Kölner Filmpremiere besuchte und die Dokumentation auf der Berlinale sah. Er tut noch mehr, um Lebensmittel nicht wegwerfen zu müssen: "Wir haben eine rund 50 Prozent niedrigere Retourenquote als andere Bäcker, weil wir unsere Verkäuferinnen in den Geschäften genau schulen, wenn es um die Bestellung geht."

Er wünscht sich, dass die Verbraucher sich ebenfalls gegen die Vernichtung von Lebensmitteln wehren: "Wer Alternativen annimmt, wenn die gewünschte Brotsorte einmal nicht vorhanden sein sollte, leistet beispielsweise schon einen wichtigen Beitrag."

(pbm)
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