Solingen Lebenshilfe zieht Notbremse

Solingen · Die Lebenshilfe will nur dann im Birkerbad investieren, wenn die Stadt auf den Bau des Kombibades verzichtet. Gespräche sollen endgültige Klärung bringen. Dafür wird beim Exit Abriss oder Sanierung geprüft.

Kurt-Rainer Witte, Chef der Solinger Lebenshilfe, gilt für gemeinhin als Freund klarer Worte. Und so gesehen musste es auch nicht weiter überraschen, dass der Unternehmer gestern in Sachen Birkerbad erst einmal die verbale Notbremse zog. "Wir werden uns nur engagieren, wenn kein neues Kombibad kommt", erklärte Witte im Gespräch mit unserer Zeitung — und setzte so der Stadt im übertragenen Sinn die Pistole auf die Brust.

Denn Witte, der sich vor allem über Kämmerer Ernst Schneider verstimmt zeigte, wähnt bei der Neugestaltung der Solinger Bäderlandschaft die Kommune mit dem Finger am Abzug. Allerdings, nach Ansicht des Lebenshilfe-Vorsitzenden richtet die Stadt den Lauf gegen sich selbst. "Mit Wasser allein lässt sich nie Geld verdienen", mutmaßt Witte, der darum das Engagement eines privaten Investors bei der Realisierung des in einem Gutachten vorgeschlagenen Bades im Westen der Stadt ausschließt.

Wenn es sich aber so verhält, dann "scheiden nicht nur normale Geldgeber aus" (Witte), sondern die Stadt müsste bei einer Finanzierung beispielsweise über die Stadtwerke darauf achten, das Kombibad mit zusätzlichen Attraktionen aufzupeppen. Und dies wiederum würde die Lebenshilfe-Pläne mit dem Birkerbad zum Kentern bringen. Witte: "Wir sind doch nicht die Trottel der Nation und investieren dann." In den kommenden Tagen werde man das Gespräch mit der Verwaltungsspitze suchen, erklärte Witte weiter, der eine "muntere Diskussion" erwartet, am "Tag der Entscheidung aber die Vernunft" obsiegen sieht. Im Gusto Wittes bedeutet dies, die Stadt müsste auf das Kombibad verzichten!

Derweil es also so aussieht, als wollte die Lebenshilfe in der Bäderfrage durch die Hintertür verschwinden, denkt man aber nicht daran, andere Baupläne zu den Akten zu legen. Möglichst schnell, das ist das Ergebnis von Verhandlungen mit der Bergischen Entwicklungsagentur, soll ein Architektenwettbewerb Klarheit über die Zukunft des ehemaligen Exit bringen. "Im Frühjahr", so Witte, könne feststehen, ob abgerissen oder saniert werde.

Bei der Agentur selbst zeigte man sich gestern über diese Öffentlichkeitsarbeit nicht erfreut. Projektleiterin Annette Nothnagel: "Noch ist nichts spruchreif." Es sei vielleicht "wirtschaftlich sinnvoller, neu zu bauen", erklärte Nothnagel, aber: "Das Haus prägt die Identität der Gegend seit rund 100 Jahren." Dementsprechend sei die Zukunft offen. Prinzipiell herrscht zwischen der Agentur als Park-Betreiberin und der Lebenshilfe, der das Exit gehört, jedoch Einigkeit. In dem Gebäude oder in einem Neubau soll Gastronomie sowie ein Kongresszentrum entstehen. "Die Eröffnung könnte zum Brückenzauber an Pfingsten 2009 sein", hofft Witte.

(RP)
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