Solingen Lebenshilfe ruft Geschäftsführer ab

Solingen · Überraschend ist Andreas Engeln abberufen und freigestellt worden. Er hatte vor zweieinhalb Jahren bei dem Integrationsbetrieb die Führungsaufgaben für den in den Landtag eingezogenen Josef Neumann übernommen.

 Lebenshilfe-Chef Kurt Reiner Witte.

Lebenshilfe-Chef Kurt Reiner Witte.

Foto: Tinter (Archiv)

Paukenschlag bei der Lebenshilfe: Per 29. Mai ist Andreas Engeln als Geschäftsführer des Solinger Integrationsbetriebes vom Verwaltungsrat abberufen und von seinen Aufgaben freigestellt worden. Das sagte Kurt Reiner Witte gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Witte ist Vorsitzender des Verwaltungsrates sowie des Lebenshilfe-Vorstandes.

Zu den Gründen der abrupten Beendigung der Zusammenarbeit erklärte Witte: Man habe sich mit Engeln nicht über eine gemeinsame Strategie der zukunftsfähigen Ausrichtung der Lebenshilfe einigen können.

47-jährig hatte Engeln vor zweieinhalb Jahren die Geschäftsführer-Aufgabe übernommen. Der Betriebswirt trat die Nachfolge von Josef Neumann an, der für die SPD in den Landtag einzog.

Nach Wittes Worten ist die Frage einer Nachfolge von Engeln vorerst offen. Verwaltungsrat und Vorstand wollen sich bei einer Sitzung am kommenden Montagabend über die weitere Ausgestaltung der Geschäftsführung des Unternehmens mit 120 Mitarbeiten sowie 600 Menschen mit Behinderung, die in dem Integrationsbetrieb eine Arbeitsstelle gefunden haben, verständigen. Bis dahin wird der Vorstands- beziehungsweise Verwaltungsratsvorsitzende Witte die Geschäftsleitung mit der verbleibenden Führungsmannschaft "moderieren": Dies seien der Technische Leiter Jürgen Lehmeier sowie Prokuristin Birgit Hain.

Witte informierte die Mitarbeiter in der Lebenshilfe-Kantine an der Freiheitstraße in Wald gestern Nachmittag über die Abberufung von Andreas Engeln. Rund 100 Mitarbeiter nahmen an der Versammlung teil. Zu einer heftigen Aussprache kam es offensichtlich nicht. Witte berichtete von einigen wenigen Nachfragen. "Das kam für mich völlig überraschend, das hat uns kalt erwischt", erklärt Betriebsratsvorsitzender Harald Bramstedt auf Anfrage unserer Zeitung. Vormittags habe es Gerüchte über die Abberufung von Andreas Engeln gegeben, "die sich dann im Laufe des Tages bestätigten", so Bramstedt. Einfluss auf die Personalie habe der Betriebsrat nicht, da es sich beim Geschäftsführer um einen leitenden Angestellten handele. Andreas Engeln selbst wollte sich gestern nicht inhaltlich zu dem Thema äußern. Er bestätigte aber Wittes Äußerung unterschiedlicher strategischer Auffassungen.

Nach Informationen unserer Zeitung dürfte die Trennung der Lebenshilfe von dem geschäftsführenden Mitarbeiter Engeln gleichwohl finanziell zu Buche schlagen. Dem Vernehmen erstreckt sich die Freistellungszeit bis zum nächsten Jahr. Zum 31. Mai 2014 greift die Kündigung. Die Zahlung des Gehaltes dürfte demnach noch so lange weiterlaufen. Die Lebenshilfe ist eines der größten Unternehmen der Stadt. Neben der Zentrale mit Verwaltung und Werkstatt an der Freiheitstraße in Wald gehören unter anderem die Gärtnerei an der Langhansstraße in Ohligs dazu, die Kindertagesstätte Alsenbande sowie die Großküche Genesis in Kooperation mit der St. Lukas Klinik.

Zu einem Aushängeschild hat sich auch die Schwebefähre im Müngstener Brückenpark entwickelt. Beliebter Anlaufpunkt für Ausflügler ist zudem Haus Müngsten. Der Betrieb der Eissporthalle zählt überdies mit zu den Aktivitäten der Lebenshilfe beziehungsweise von Tochtergesellschaften.

Seit mehr als zehn Jahren unterhält die Werkstatt für Behinderte eine Dependance beim Schneidwarenhersteller Zwilling J. A. Henckels.

(RP)
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