Solingen Kulinarisches in der Natur

Solingen · Anlässlich des Brückenzaubers wurde in Müngsten das neue Restaurant-Café der Lebenshilfe offiziell eröffnet. Die Besucher waren meist zufrieden, nur die angerostete Stahlfassade sorgte am Wupperufer für Irritationen.

Brückenzauber in Müngsten 2010
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Brückenzauber in Müngsten 2010

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Die gut 35-minütige Wartezeit auf das "Rosa gebratene Schweinefilet auf einer Schupfnudel-Gemüsepfanne" hat sich gelohnt: Das Fleisch ist sehr zart, auch das Gemüse mit noch etwas "Biss" schmeckt vorzüglich.

Das Weizenbier "zischt" auf der Terrasse im ersten Stock des Haus Müngsten geradezu, als die Sonne langsam hinter der — mit angerostetem Corten-Stahl ganz der Optik der Müngstener Brücke angepassten — Fassade des neuen Restaurant-Cafés der Lebenshilfe verschwindet. Der Blick auf die Wupper und das frische Frühlingsgrün der Bäume am gegenüberliegenden Ufer runden das Ambiente des Neubaus ab: Modern und naturnah.

Innovative bergische Küche

"Wir wollen unseren Gästen eine innovative, bergische Küche anbieten", skizziert Küchenchef Benjamin Schmidt (26) das, was künftig — auch über die offizielle Eröffnung anlässlich des Brückenzaubers hinaus — in Müngsten auf der Speisekarte stehen wird. Das Lachsfilet auf Linsengemüse mit gebratenen Maultaschen führt er als weiteres Beispiel an. Auch die "Bergische Trilogie" bestehend aus einer Stippmilch-Terrine, Milchreis sowie einer Waffelkomponente hat er in seinem kulinarischen Repertoire. "Auch eine modernisierte Bergische Kaffeetafel wird es geben, also auf schickem Porzellan und ohne Dröppelmina", so der gelernte Koch Schmidt weiter, der bei der Lebenshilfe-Tochter "Integra" stellvertretender Betriebsleiter ist.

Das Ehepaar Erika und Josef Schneider sitzt mit seiner erwachsenen Tochter Iris ebenfalls auf der Terrasse und überbrückt die Wartezeit mit einer Tasse Kaffee. Sie wissen, dass es sich bei den Service-Mitarbeitern größtenteils um junge Menschen mit Behinderungen handelt und daher alles ein bisschen langsamer geht. Ein Mann um die 40 am Nachbartisch wird langsam ungehalten, da ein Kellner auf sich warten lässt.

"Angesichts dieses Besucheransturmes waren wir streckenweise überfordert", räumt Benjamin Schmidt ein, der eines in Zukunft offensiver kommunizieren will: "Dass wir ein integrativer Betrieb sind", so könne er seiner Belegschaft den Stress von Beschwerden ungeduldiger Gäste ersparen.

Irmgard Poppe (72) und Maria Comuth (75) lassen sich im Erdgeschoss vor dem Haupteingang ein Bier schmecken und sind voll des Lobes über das neue Restaurant, vor allem über die Beschäftigung von Leuten mit Handicap. Kritischer sehen die Seniorinnen die Preise — drei Euro für ein Stück Kuchen — sowie die Fassade des Neubaus: "Wenn sie die streichen, kommen doppelt so viele Gäste", prognostiziert Grete Lechtape (71), die den nächsten Regen schon kommen sieht: "Stellen Sie sich vor, wenn daran noch das Wasser herunter läuft." Michael und Sylvia Haase sitzen im Bistro am Wupperufer und halten die Fassade für "gewöhnungsbedürftig". Für sie ist es wichtig, das Restaurant mit Veranstaltungen mit Leben zu füllen.

(RP)
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