Solingen Küche mit eigenem Kraftwerk

Solingen · Estrich und Kabel sind verlegt in der neuen Großküche in Wald. Bald schon sollen hier rund 100 Menschen mehrere tausend Essen am Tag bereiten – und gleichzeitig wollen die Verantwortlichen der Globalisierung trotzen.

Mit Kreisläufen kennt sich Josef Neumann gut aus. Und darum gibt sich der Geschäftsführer der Lebenshilfe auch keinen Visionen hin, während er über die mit Brettern vernagelte Ballustrade ins Rheintal blickt. Dort unten fließt der Strom, der allerdings an diesem diesigen Sommertag nur zu erahnen ist. Etwas anderes ist hingegen gewiss. „Am 1. Oktober geht hier der Betrieb los“, stellt Neumann klar, als müsse er sich in all dem Staub, den ein frischer Wind in dem halb fertigen Bau der neuen Großküche in Wald aufwirbelt, selbst erst wieder den Durchblick verschaffen.

Dann drückt der Lebenshilfe-Chef den Rücken durch – und begibt sich wieder auf Rundreise durch das Gebäude, in dem bald rund 100 Arbeitskräfte auf einer Fläche von 2400 Quadratmetern täglich tausende Essen kochen werden. Es ist wie immer, wenn ein Bauvorhaben in die entscheidende Phase eintritt. Der Estrich ist gerade verlegt worden, überall baumeln Kabel aus den Wänden – und nur noch wenige Arbeiter bevölkern an diesem Freitagnachmittag das halb fertige Gebäude.

Genesis ist Betreiber

Mit der St. Lukas-Klinik hat die Lebenshilfe die gemeinnützige Genesis GmbH gegründet, die als Betreiberin der neuen Großküche nicht allein Krankenhäuser des regionalen Verbundes „Kplus“ sowie die gewerblichen Gastronomie-Kunden der Lebenshilfe mit Menues versorgen soll. Nein, hier am Rande von Wald wollen die Verantwortlichen mit einem ausgefeilten Kreislaufsystem für Frische sowie Qualität sorgen: Vorne kommen die Lebensmittel an, werden zubereitet, kühl gelagert, gehen auf neuartigen Tabletts an die Verbraucher, um dann als Abfall am Hintereingang angeliefert und entsorgt zu werden. Und nebenbei soll auch den Widrigkeiten der Globalisierung die Stirn geboten werden.

„Rund 40 Prozent der Mitarbeiter werden Behinderte sein“, erklärt Josef Neumann, dem klar ist, dass einfache Tätigkeiten im gewerblichen Bereich immer öfter in Billiglohnländer ausgelagert werden. Ein weltweiter Kreislauf, der wohl nicht verhindert, aber für alle gewinnbringend kanalisiert werden kann. „Wir wollen den Leuten Jobs in den Dienstleistungsbereichen schaffen“, erklärt Neumann die Philosophie seines Hauses.

Sieben Millionen Euro investiert

Eine Philosophie, die auch zu den „Kplus“-Kliniken passt. „Unser Küchenpersonal wechselt zu gleichen Bedingungen in die neue Großküche“, berichtet Klaus-Peter Fiege, Geschäftsführer der St. Lukas-Klinik. Neumann und er schätzen die Kosten des Projekts, das über ein Blockheizkraftwerk verfügen wird, auf sieben Millionen Euro. Eine Investition, die sich in wenigen Jahren bezahlt gemacht haben soll, da neben einem Koch-Kühl-System für die Krankenhäuser sowie dem Koch-Service-System für gewerbliche Kunden auch ein Partyservice für schwunghafte Kreisläufe in sachen Gaumenfreuden sorgen soll.

(RP)
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