Solingen Kritische Bauarbeiten im Blumental

Solingen · Seit 1982 pflegt der Bergische Naturschutzverein (RBN) eine Wiese im Gräfrather Blumental. Wegen Arbeiten an einem Kanalschacht musste genau dort jetzt ein Bagger anrücken – von der Wiese ist nicht viel übrig geblieben.

Seit 1982 pflegt der Bergische Naturschutzverein (RBN) eine Wiese im Gräfrather Blumental. Wegen Arbeiten an einem Kanalschacht musste genau dort jetzt ein Bagger anrücken — von der Wiese ist nicht viel übrig geblieben.

Von Wiesen-Knöterich, Kuckucks-Lichtnelke, Gilbweiderich oder Engelwurz ist nicht viel geblieben. Genau so wenig, wie von der Wiese im Gräfrather Blumental, auf der diese mitunter seltenen Pflanzen wuchsen — bevor Anfang vergangener Woche ein Bagger angerückt ist und wegen Schachtarbeiten an einem Kanal aus dem idyllischen Grün jenseits der Itter einen umgepflügten Acker gemacht hat.

"Ich bin wirklich entsetzt", sagt dann auch Thomas Blos vom Bergischen Naturschutzverein (RBN), der die Wiese unweit des Klingenpfades seit 1982 pflegt und dort unter anderem mehrere Tümpel zu einem Biotop angelegt hat. "Die Tümpel im hinteren Teil der Wiese sind nicht betroffen", erklärt er, "aber alles was vorne gewachsen ist, ist ziemlich platt." Zumindest für dieses Jahr sieht der Naturschützer für das Areal, seine Flora und Fauna, damit schwarz — und ärgert sich über mehrere Dinge. "Ende vergangener Woche habe ich ein Schreiben von der Unteren Landschaftsbehörde erhalten, dass der betroffene Kanal jetzt notfallsaniert werden muss", erzählt Blos, "dabei war bereits seit Mitte vergangenem Jahres klar, dass hier etwas gemacht werden muss."

Warum, fragt er sich, werde das ausgerechnet jetzt — in einer mit der Brut- und Setzzeit für Tiere und Pflanzen besonders sensitiven Phase des Jahres — gemacht. Und warum auf diese Art und Weise: "Wenn man nur einen Schacht freilegen muss, muss man nicht so großflächig vorgehen", ist er überzeugt. Und selbst wenn diese Maßnahmen notfallmäßig hätten erfolgen müssen, hätte man sie sanfter, verträglicher und unter naturfachlicher Begleitung durchführen können.

Auch bei der Stadt ist man nicht glücklich über den Zeitpunkt der Bauarbeiten im Blumental: "Wir hätten das gerne vermieden", sagt Stadtsprecherin Sabine Rische, "aber das ging leider nicht." Die Wiese, erklärt sie, sei Privateigentum, werde jedoch nach einer Vereinbarung mit dem RBN von diesem gepflegt. "Wenn es um Kanäle geht, hat allerdings die Stadt die Hoheit, wir dürfen da ran, wann immer es nötig ist." Und im Gräfrather Biotop sei es nicht nur nötig gewesen.

"Es bestand Gefahr im Verzug", macht sie deutlich. Denn in den Kanälen in diesem Bereich bestehe so gut wie keine Drainagewirkung. "Dadurch erhöht sich der Wasserdruck kontinuierlich und landet in den Kanalschächten."

In jenem Schacht nun, der sich direkt auf der Wiese befindet, habe der Wasserdruck dazu geführt, dass der Schacht Schäden aufweist und bereits Teile heraus gebrochen sind. "Gerade im Bereich des Biotopes muss man natürlich sorgfältig beobachten", sagt die Stadtsprecherin, "es stand zu befürchten, dass sich das Wasser aus der Kanalisation auf der Wiese ausbreitet." Diese Gefahr ist jetzt gebannt — wenn auch von der Wiese nicht mehr viel übrig ist. "Wir müssen uns besprechen und sehen, wie es jetzt weitergeht", sagt Thomas Blos.

Die Bauarbeiten bedeuten für ihn und seine Mitstreiter vor allem einen immensen Rückschritt. "Und natürlich wirkt das auch auf die Motivation."

(RP)
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