Solingen Kreative Seiten aufschlagen

Solingen · Die Stadtbibliothek will ihren Besuchern Überraschungsmomente bieten. Online-Angebote auf der Homepage werden immer stärker nachgefragt.

Welches Buch lesen Sie derzeit?

Elsner-Overberg Es sind gleich zwei Bücher — eines über Kreativitätstraining. Das ist ziemlich spannend, weil bei einem kreativen Team viele Faktoren zusammenkommen müssen. Daneben lese ich ein Buch von Willi Fährmann. Das ist ein ganz lebendiger Schulrat, der auch schon bei uns in der Bibliothek war. Er hat gesagt: "Erzählt den Kindern Geschichten, dann lernen sie auch besser."

Auf wie viele Besucher kommt die Stadtbibliothek?

Elsner-Overberg Im vergangenen Jahr hatten wir 268.500 Besucher, die durch die Tür an der Mummstraße hereingekommen sind.

Ihre Kunden können aber auch online ausleihen, zurückgeben, vormerken und verlängern. Wie hat sich das entwickelt?

Elsner-Overberg Die Zahl der virtuellen Besuche auf unserer Homepage, über die diese Angebote genutzt werden können, lag 2007 bei 46.500. Das sind allein zirka 16.000 Zugriffe mehr als im Jahre 2006. Bei dieser Zahl sind die Besuche auf dem literarischen Jugendblog "Lesen, gucken, hören" gar nicht mitgezählt. Dieses prämierte Internetprojekt hat im Jahr 2007 mehr als 124.000 Besuche gehabt. Die Tendenz ist deutlich steigend. Schon im Juli 2008 war die Jahressumme von 2007 erreicht.

Das gute alte Buch oder die neuen virtuellen Angebote — wohin entwickelt es sich?

Elsner-Overberg Beides wird bleiben. Das wissen wir aus Untersuchungen. Einen schönen Roman liest man nicht im Internet. Die Lust, ein gedrucktes Buch in die Hand zu nehmen, verliert man nicht, wenn man die neuen elektronischen Medien entdeckt. Die Mediennutzungen ergänzen sich. Die Basis ist immer das Lesen.

Welche Kraftanstrengung ist heutzutage erforderlich, um die Menschen für die Stadtbibliothek als Kultureinrichtung zu begeistern?

Elsner-Overberg Zeiten, in denen eine Bibliothek darauf wartet, dass die Menschen von alleine hereinkommen, sind passé. Wir müssen aktiv sein und uns kreative Dinge überlegen. Wir müssen spannend sein für Jung und Alt. Das kann die klassische Lesung sein, oder der Comicworkshop in den Herbstferien. All das ist unser Markenzeichen. Eine Bibliothek muss auch Überraschungsmomente bieten — und Aktionen, die man dort eigentlich nicht erwartet hätte.

Die Internetcomputer sind ständig belegt. Müssten es nicht mehr sein?

Elsner-Overberg Die neuen Medien sind reizvoll. Mit 15 Internetplätzen sind wir aber ganz gut ausgestattet.

Die Stadt Solingen ist pleite, spüren Sie das auch im Medienetat?

Elsner-Overberg Natürlich spüren wir das. Aber es müssen alle mitsparen. Wir sind froh, das wir unseren Freundeskreis Stadtbibliothek haben. Er unterstützt uns finanziell. Wir gehen mit unserem Medienetat sehr wirtschaftlich um.

Wie groß ist das Team der Stadtbibliothek?

Elsner-Overberg Es sind 40 Mitarbeiter, darunter sind zwei Auszubildende. Wir haben viele Teilzeitkräfte, damit wir die langen Öffnungszeiten auch bedienen können.

16 Euro kostet der Bibliotheksausweis im Jahr. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren sind frei. Bleibt es dabei oder wird über eine Gebührenerhöhung nachgedacht?

Elsner-Overberg Kindern und Jugendlichen müssen wir auch weiterhin entgegen kommen. Wir sollten von ihnen aus pädagogischen Gründen auch in Zukunft keine Gebühren für unsere Angebote nehmen. Bei den Erwachsenen denken wir aber über eine geringfügige Gebührenerhöhung nach, zumal wir inzwischen viel mehr Medienarten und Leistungen bieten. Wir würden uns dann den Wuppertalern annähern, die 20 Euro als Jahresgebühr haben. Ich denke, dass unsere Kunden das mittragen würden und solidarisch sind.

Günter Tewes führte das Gespräch.

(RP)
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