Solingen Krankenschwester verklagt das Klinikum

Solingen · Sechs Mal seit 2006 bekam sie die leitende Position nicht. Jetzt klagt die Krankenschwester des Städtischen Klinikums vor dem Arbeitsgericht, denn sie meint, sie werde aufgrund ihrer Herkunft – die Eltern stammen aus Palästina – und der Tatsache, dass sie Mutter von drei Kindern ist, benachteiligt.

 Im evangelischen Krankenhaus Bethesda durften angehende Krankenpfleger Praxiserfahrung sammeln. Für zwei Wochen übernahmen die Azubis die Verantwortung für 13 teilweise schwer erkrankte Patienten.

Im evangelischen Krankenhaus Bethesda durften angehende Krankenpfleger Praxiserfahrung sammeln. Für zwei Wochen übernahmen die Azubis die Verantwortung für 13 teilweise schwer erkrankte Patienten.

Foto: ddp

Sechs Mal seit 2006 bekam sie die leitende Position nicht. Jetzt klagt die Krankenschwester des Städtischen Klinikums vor dem Arbeitsgericht, denn sie meint, sie werde aufgrund ihrer Herkunft — die Eltern stammen aus Palästina — und der Tatsache, dass sie Mutter von drei Kindern ist, benachteiligt.

Die Krankenschwester hatte sich auf Stationsleiter-Stellen beworben. In drei Fällen war einem männlichen Bewerber der Vorzug gegeben worden, in drei Fällen bekam eine Frau die Position. In jedem dieser Fälle waren die Mitbewerberinnen kinderlos.

Schwester fordert 119 000 Euro

Das, was die Mitarbeiterin des Klinikums, die derzeit als stellvertretende Stationsleiterin beschäftigt ist, von ihrem Arbeitgeber an Schadenersatz fordert, ist die stattliche Summe von 119 000 Euro, außerdem Anwaltskosten in Höhe von 4000 Euro. Richterin Alexandra Rüter ließ gestern beim Termin vor dem Arbeitsgericht an der Wupperstraße keinen Zweifel daran, dass sie die Aussichten, eine so hohe Summe Schadenersatz zu erstreiten, für sehr gering hält. "Mich springen die Diskriminierungsgründe in ihren Fall nicht so direkt an", sagte die Juristin zu der Klägerin und ihren beiden Anwälten.

Die Klinikleitung, vertreten durch Personaldirektor Hermann-Josef Bökmann und einen Rechtsanwalt, führte gestern "eine Vielzahl von Gründen" an, warum die Bewerberin die Stelle nicht bekam, unter anderem habe es weniger an den theoretischen Kenntnissen als an der "mangelnden praktischen Erfahrung" als Stationsleitung gelegen.

Auch wies der Personaldirektor darauf hin, dass die Krankenschwester eine ihr angebotene leitende Position abgelehnt habe. Außerdem stehe ihr frei, sich weiter auf leitende Positionen zu bewerben. Im Klinikum gebe es zirka 40 leitende Stellen im Pflegedienst, da werde immer wieder mal eine Position frei. Auch von einer Diskriminierung von Bewerbern ausländischer Herkunft könne keine Rede sein, denn von diesen 40 Positionen seien elf durch Mitarbeiter mit Migrationshintergrund besetzt.

Eine Entscheidung wurde vor dem Arbeitsgericht gestern nicht getroffen, jetzt sollen einige Monate ins Land gehen mit möglichen Bewerbungen der Klägerin, bevor man sich eventuell Anfang nächsten Jahres vor dem Arbeitsgericht wieder treffen wird.

(RP)
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