Solingen Kräftiger Gegenwind für die Stahlriesen

Solingen · Die Stadtwerke informierten erstmals öffentlich über die Pläne, an der Sengbachtalsperre zwei jeweils 200 Meter hohe Windkraftanlagen zu errichten. Anwohner äußerten ihre Bedenken zu den Folgen für Landschaftsbild und Naturschutz.

 Eine von den Stadtwerken erstellte Animation zeigt, wie sich die beiden geplanten 200 Meter hohen Windräder auf die Landschaftssituation an der Sengbachtalsperre auswirken würde. Links im Bild sind die Türme der Talsperre erkennbar.

Eine von den Stadtwerken erstellte Animation zeigt, wie sich die beiden geplanten 200 Meter hohen Windräder auf die Landschaftssituation an der Sengbachtalsperre auswirken würde. Links im Bild sind die Türme der Talsperre erkennbar.

Foto: Stadtwerke

Schnell zeichnete sich ab, dass die Referenten einen schweren Stand haben würden: Als Moderatorin Evelyn Villing von der Firma "brainding Umweltkommunikation" die Zuhörer ermahnte, Kritik am Projekt erst nach dem Ende aller Vorträge zu äußern, erntete sie Murren und Buhrufe. Ein erboster Gast witterte gar eine "Aussperrung der Öffentlichkeit".

Die Solinger Stadtwerke (SWS) hatten die Bürger eingeladen, um über die geplanten Windräder in der Nähe der Sengbachtalsperre zu informieren. Rund 80 Besucher waren dem Aufruf in die Jugendherberge Burg gefolgt. Einmal mehr warb SWS-Geschäftsführer Andreas Schwarberg für das Projekt, das im Jahr 2015 verwirklicht werden soll: Zwei Windräder sollen sich dann am südöstlichen Rand der Klingenstadt drehen und Strom für rund 3000 Haushalte erzeugen. Die Investitionskosten lägen pro Rad etwa bei 3,5 Millionen Euro.

"Wir wollen die Energiewende vor Ort", bekräftigte Schwarberg und prognostizierte zudem eine Rendite der Baumaßnahme in Höhe von mehr als zehn Prozent. Viele der anwesenden Bürger standen den Plänen jedoch misstrauisch gegenüber. "Wird sich das nicht woanders mehr lohnen?", fragte ein Gast und regte den Bau eines Geothermiekraftwerkes in Leverkusen anstatt der Solinger Windkraftanlage an. "Wenn wir über Geothermie reden", nahm Schwarberg den Ball auf, "dann ginge es nicht um entweder oder, sondern nur um sowohl als auch." Das Argument mehrerer Besucher, an den geplanten Standorten wehe zu wenig Wind für einen rentablen Betrieb, entkräftete Oliver Thomas von der Firma BBB Umwelttechnik: "Unsere Messungen haben die Erwartungen sogar leicht übertroffen." Mit durchschnittlich 6,5 Metern Wind pro Sekunde habe man einen guten Wert erreicht. Johannes Fritz von der Firma "ecoda Umweltgutachten", lobte die SWS für ihre Bereitschaft, sich mit Umweltschützern auszutauschen und umfassende Gutachten erstellen zu lassen. Diese gingen klar über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Von zwei der ursprünglich vier geplanten Windräder haben die SWS Abstand genommen, nachdem der Diplom-Biologe zahlreiche von der Windenergie beeinträchtigte Vogel- und Fledermausarten — darunter den Uhu — in der Umgebung gefunden hatte.

Große Sorgen bereitet vielen Bürgern auch das optische Erscheinungsbild der Anlagen. Sie befürchten, die 200 Meter hohen Windräder könnten das Landschaftsbild verschandeln. Mit Fotomontagen wollten die Veranstalter dieser Auffassung entgegentreten. Die Bilder zeigten zum Beispiel, dass die Windräder von Schloss Burg aus ähnlich deutlich zu sehen sind wie der längst akzeptierte Witzheldener Sendemast. "Wir nehmen die Ängste sehr ernst", sagte Andreas Schwarberg, stellte aber auch klar: "In manchen Regionen stehen 200 solcher Räder, und wir diskutieren über zwei."

(ied)
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