Auswirkungen auf Krankenhäuser in Solingen, Haan und Hilden Lukas Klinik schließt schon Anfang 2024

Solingen / Hilden / Haan · Die Kplus Gruppe geht in Insolvenzverfahren. Bis Mai ist ein Millionenverlust aufgelaufen. Kündigungen sind denkbar. Nicht betroffen sind die Altenheime.

Düstere Aussichten: Die Tage der Lukas Klinik sind gezählt. Nicht erst 2026, sondern schon Anfang 2024 soll an der Schwanenstraße Schluss sein. Medizinisches Personal soll nach Hilden und Haan wechsen. Um ihre Jobs bangen müssen Mitarbeiter aus patientenfernen Abteilungen.

Düstere Aussichten: Die Tage der Lukas Klinik sind gezählt. Nicht erst 2026, sondern schon Anfang 2024 soll an der Schwanenstraße Schluss sein. Medizinisches Personal soll nach Hilden und Haan wechsen. Um ihre Jobs bangen müssen Mitarbeiter aus patientenfernen Abteilungen.

Foto: Peter Meuter

Es kommt einem echten gesundheitspolitischen Paukenschlag gleich – und ist vor allem für den Medizin-Standort Solingen ein regelrechtes Desaster. Die katholische Kplus Gruppe, zu der unter anderem auch die St. Lukas Klinik in Ohligs gehört, hat Insolvenz beantragt und will in den kommenden Monaten versuchen, mithilfe eines sogenannten Schutzschirmverfahrens eine finanzielle Sanierung aus eigener Kraft zu schaffen. Dies hat der Sprecher der Geschäftsführung bei der Kplus-Gruppe, Kai Siekkötter, am Freitagnachmittag im Rahmen einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Hauptsitz der Kplus-Holding in Ohligs bekannt gegeben.

Zuvor waren bereits die Mitarbeiter der Gruppe, der Lukas Klinik und der ebenfalls betroffenen Kplus-Tochter Genesis sowie die Beschäftigten der Kliniken in den Nachbarstädten, also des St. Josefs Krankenhauses Hilden und des St. Josef Krankenhauses Haan, in Mitarbeiterversammlungen über die Entwicklungen informiert worden. Nicht unter das Insolvenzverfahren fallen hingegen alle anderen Einrichtungen der Kplus Gruppe, zu denen sämtliche Seniorenheime, medizinischen Versorgungszentren und Therapieeinrichtungen gehören.

Während damit also die Mitarbeiter der Solinger Einrichtungen St. Joseph Altenheim, St. Josef Wohnpark, St. Lukas Pflegeheim sowie St. Lukas Tagespflegehaus erst einmal aufatmen können, und auch die Angehörigen der dort betreuten Patienten nach Angabe der Holding-Geschäftsführung keine Sorge haben müssen, sich neue Betreuungsmöglichkeiten zu suchen, trifft es die Beschäftigten in der Lukas Klinik umso heftiger. Denn während bislang geplant gewesen ist, das Krankenhaus erst Ende 2026 zu schließen, dürfte das Aus für die Klinik am Rande der Ohligser Heide nun erheblich früher auf der Tagesordnung stehen.

So soll die Lukas Klinik bereits Anfang 2024 aufgegeben werden. Die am Standort Solingen beschäftigten Arbeitnehmer werden in den nächsten Wochen und Monaten an die Krankenhäuser in Hilden und Haan wechseln. Wobei speziell bei den Angestellten in den eher patientenfernen Bereichen – also in der Verwaltung – auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen werden können, wie es am Freitag vonseiten der Geschäftsführung hieß.

Ferner betonte Geschäftsführer Siekkötter, die Patientenversorgung in der Region sei trotz des nun am Amtsgericht Wuppertal erfolgten Antrags auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverantwortung nicht in Gefahr. Und dies gelte auch für die augenblicklich noch an der Lukas Klinik beheimateten Stroke-Unit für Schlaganfallpatienten.

Gleichwohl, so Kai Siekkötter habe es zu dem jetzigen Schritt keine Alternative gegeben. So hätten allein die drei Kliniken in Solingen, Hilden und Haan in den ersten fünf Monaten des Jahres ein Minus von rund fünf Millionen Euro eingefahren, sodass die Liquidität bis Ende 2023 aufgebraucht sein könnte. Dementsprechend hatte es hinter den Kulissen schon seit Längerem Überlegungen gegeben, wie es weiter gehen könnte.

Verantwortlich für die negative geschäftliche Entwicklung sei hauptsächlich die hohe Inflation, mit der die Einnahmenseite nicht mehr habe mithalten können, teilte die Geschäftsführung am Freitag mit. Darüber hinaus sei aber auch unklar, wann und wie es mit der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigten Krankenhaus-Reform weitergehe. Siekkötter: „Wer sich auf die Politik verlässt, ist verlassen“.

Zudem hatten zuletzt die Träger der Kplus Gruppe, das Erzbistum Köln sowie katholische Kirchengemeinden, ihrerseits die Notbremse gezogen. In dem nun beginnenden Sanierungsverfahren sollen neue Träger gefunden werden. Entsprechende Verhandlungen mit potenziellen Interessenten laufen. Das Insolvenzverfahren soll in sechs bis sieben Monaten beendet sein und die Gruppe wieder auf gesunde Beine stellen. Begleitet wird der Prozess von den auf Klinik-Sanierungen spezialisierten Rechtsanwälten Stefan Denkhaus und Friedemann Schade als Generalhandlungsbevollmächtigte. Sachwalter für die Lukas Klinik ist Dr. Marc Boddenberg.

Die Stadt Solingen zeigte sich am Freitag enttäuscht vom Vorgehen der Kplus Gruppe. Das sei ein Schlag, so das Rathaus. „Viele Menschen sind betroffen. Sie müssen wie auch ich fassungslos erkennen, was aus der Lukas Klinik geworden ist“, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) in einer ersten Reaktion. Jetzt gelte es eine Versorgungslücke zu verhindern. Erste Gespräche zwischen Stadt und Holding sind für nächste Woche geplant.

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