Solingen Kopfzerbrechen über Datenschutz-Verordnung

Solingen · "Es ist eine Katastrophe, was da auf uns zugekommen ist", sagt Anke-Andrea Peiniger. "Im Moment fällt es mir schwer, locker zu lachen." Die Lockerheit wurde der Personalberaterin durch die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ausgetrieben.

Solingen: Kopfzerbrechen über Datenschutz-Verordnung
Foto: Monika Gross

Nur die Ironie ist geblieben: "Ich erteile meine Einwilligung, dass der Bericht gespeichert, verarbeitet und weitergeleitet werden darf", unterstreicht sie vor dem Gespräch.

"Das bürokratische Rätselmonster verursacht uns, den in der Verantwortung und Haftung stehenden Unternehmern, seit Wochen und Monaten Kopfzerbrechen", ärgert sich die erfahrene Personalexpertin über deutsche Politiker und EU-Bürokraten, die sich "auch nicht annähernd vorstellen können, was die DSGVO in der Praxis bedeutet". Alleine 35 Stunden habe sie an einem neuen Auftragsverarbeitungsvertrag gesessen. Er regelt die Details ihrer Beratungstätigkeit für die Kunden. Peiniger: "Es gibt zwar einige Musterverträge, die aber wenig hilfreich waren. Spezialisierte Anwälte fehlen." Kritik übt die geschäftsführende Gesellschafterin an vielem. Daran, dass der deutsche Gesetzgeber die EU-Vorgaben noch verschärft habe, dass gestraft statt (wie in Österreich) verwarnt werde, dass es jetzt eine Schuld- statt einer Unschuldsvermutung gebe und dass Verbände und Organisationen der Wirtschaft geschlafen hätten. Peiniger: "Oder war den Offiziellen die Materie zu kompliziert ?"

"Fast schon skurril", findet sie die Diskussion um Visitenkarten: "Annehmen ja, verarbeiten nein. Daten verwenden schon mal gar nicht." Und was ist mit Fotos, die bei einer Betriebsfeier gemacht werden? Peiniger: "Viele, besonders die Eltern und Kinder, fanden es bisher toll, wenn ihr Kleines nach dem Torwandschießen als Sieger fotografiert und das Foto ins Firmennetz gestellt wurde."

Und vor Gericht müssten die beteiligten Parteien wohl einwilligen, dass die Verhandlung öffentlich ist: "Als Zuhörer speichere ich ja Daten, und wenn es nur in meinem Gehirn ist."

(flm)
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