Solingen Kooperation mit LeverkusenLeben in „Wupper-lingen-scheid“

Solingen · Nach der Rede des Düsseldorfer Regierungspräsidenten Jürgen Büssow am Donnerstag auf einer Veranstaltung der FDP in Wuppertal, ist die Diskussion um einen Zusammenschluss der drei bergischen Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid wieder hochgekocht – sehr zur Freude des Präsidenten der Bergischen IHK, Friedhelm Sträter. Diesem Ansinnen erteilte Solingens Oberbürgermeister Franz Haug im Radio eine Absage: Dieser Zusammenschluss ließe sich weder durchsetzen, noch werde er etwas bringen.

Ernst Lauterjung, SPD-Fraktionsvorsitzender, regte in der Debatte an, dass sich Solingen nicht alleine auf die Bergische Kooperation beschränken sollte: „Wir sollten auch stärker schauen, was etwa das rheinische Leverkusen macht.“ Erste Gespräche, um mit den Chemiestädtern die Zusammearbeit zu intensivieren, hätten bereits stattgefunden.

Zeit-Lupe Seite B 6

Gänzlich neu ist die Idee einer vereinten bergischen Großstadt nun nicht. Vor 31 Jahren bei der letzten großen Gebietsreform kam in vielen Ecken des Landes bereits zusammen, was eigentlich nicht zusammen wollte: etwa die Opladener zu Leverkusen (weil Letztere partout nicht von Köln einverleibt werden wollten) oder die Burger nach Solingen. Verdaut wurden diese Zwangszusammenschlüsse in den Stadtteilen vor Ort bis heute nicht.

Immer noch fühlt sich beispielsweise in Wuppertal der Barmer als Barmer, in Solingen der Gräfrather als Gräfrather, in Remscheid der Lenneper als Lenneper. (Diese Aufzählung ist beileibe nicht vollständig!) 1975 war es auch, plauderte SPD-Fraktionsvorsitzender Ernst Lauterjung, als man für das bergische Städtedreieck den Zusammenschluss zur „Friedrich-Engels-Stadt“ überlegte. Engels ist in Wuppertal geboren. Nebenbei: Noch mal Glück gehabt, denn zwischenzeitlich ist Karl-Marx-Stadt (das heutige Chemnitz) ja wieder von den Landkarten verschwunden. Was soll nun also der neuerliche Vorstoß einer gemeinsamen bergischen Großstadt, die im Übrigen ja „Wupper-lingen-scheid“ (die Reihenfolge entspricht der Größe der Städte) heißen könnte. Für den zuständigen Düsseldorfer Regierungspräsidenten liegt es auf der Hand: Sparen, sparen, sparen. Denn immerhin erreichte die neue bergische Metropole bei weitem nicht die Einwohnerzahlen von Köln. Auch dort gibt es ja nur einen Oberbürgermeister und einen Stadtrat und damit auch nur eine Stadtverwaltung. Allerdings darf man in Zeiten der Globalisierung nicht unterschätzen, wie wichtig für den Einzelnen seine eigene kleine Einheit ist, die ihm ein Stück weit Geborgenheit gibt. Das hat nicht unbedingt etwas mit Kirchturmdenken zu tun, sondern mit Heimat und damit auch mit Werten. Der Verstärkung von Kooperationen unter den drei Städten Wuppertal, Solingen und Remscheid ist damit noch lange keine Absage erteilt. Sie wird in den nächsten Zeiten wichtiger denn je.

Die Regionale hat immerhin eines gezeigt: Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in Augenhöhe, was viele im Vorfeld nicht für möglich gehalten hatten. Ein erster, ein guter Anfang. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Bergischen dazu gelernt haben und offener für eine verstärkte Zusammenarbeit sind. Das wäre für diesen besonderen Menschenschlag schon viel.

Was denken Sie über eine bergische Großstadt ?: Schreiben Sie uns auf www.rp-online.de/solingen

(RP)
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