Solingen Körperbewegungen besser kontrollieren

Solingen · Neuromuskuläre Biofeedback-Therapie wird jetzt in der Klingenstadt im neuen Zentrum "vita mobilis" angeboten.

Die ehemals im Sana-Klinikum-Remscheid durchgeführte neuromuskuläre Biofeedback-Therapie ist nach Solingen umgezogen. Patienten, die zum Beispiel unter den Folgen eines Schlaganfalls oder chronischen Rückenschmerzen leiden, Querschnittsgelähmte, Menschen nach Schädel-Hirn-Verletzungen oder mit einer frühkindlichen Hirnschädigung sollen im neu eingerichteten Zentrum "vita mobilis" lernen, ihre Körperbewegungen wieder besser zu kontrollieren. "Wir messen an verschiedenen Körperstellen, wie viele Impulse genau dort noch ankommen. Dann gilt es, diesen Impuls zu stärken, um kontrollierte Bewegungen zu erzielen", erklärt Physiotherapeutin Gabriele Klaudt.

Im Begriff Biofeedback steckt das englische Wort "Feedback", also Rückmeldung. Dem Patienten wird durch den Einsatz eines speziellen Computersystems eine Körperfunktion bewusstgemacht. Die Signale, die das Gehirn an einen Muskel sendet, erfährt der Erkrankte visuell oder durch einen Ton, damit Nervenbahnen in kleinen Schritten und nach einem individuellen Behandlungsplan aktiviert werden können. "Man sieht sofort, was im eigenen Körper passiert", erläutert Klaudt.

Gesunde Zellen im Gehirn beziehungsweise Rückenmark sollen die Funktion der erkrankten Zellen übernehmen. Studien, die europaweit durchgeführt worden seien, bestätigten den Erfolg von Biofeedback, erklärt Therapeut Calogero Alaimo Di Loro.

Laut einer eigenen Statistik führe die Behandlung langfristig bei rund 97 Prozent der Patienten zu einer Verbesserung der Folgen von Krankheit oder Behinderung. "Wir möchten dazu beitragen, den Betroffenen, die oft eine niederschmetternde Diagnose erfahren haben, so gut es geht ein normales Leben zu ermöglichen", sagt Gabriele Klaudt. Dass der Patient und möglichst auch seine Angehörigen das Training eigenständig fortsetzten, gehört zum Konzept. Dabei gelte es, mitunter über Jahre manifestierte Ausweichbewegungen und Fehlhaltungen zu korrigieren. Zum einen bekommt der Betroffene "Hausaufgaben" auf, um Übungen eigenständig durchzuführen.

Zum anderen führen die Therapeuten Hausbesuche durch, um eine Gangschule oder ein Funktionstraining ins Alltagsverhalten zu integrieren. Bei jungen Patienten wird den Eltern vermittelt, wie sie selbst den Therapieerfolg bei ihrem Kind unterstützen können. "Manchmal sieht das persönliche Umfeld zu sehr die Behinderung und den Betroffenen wird zu viel abgenommen", beschreibt Gabriele Klaudt ihre Erfahrungen.

Auch hier möchten die Fachleute vermitteln, dass zu viel Rücksichtnahme der Erlangung der Selbstständigkeit im Wege stehen kann. Inzwischen hat das Angebot in der Klingenstadt bundesweit und sogar im Ausland Aufmerksamkeit erzielt. Überdies nutzen Leistungssportler das System zur Verbesserung von Trainingsleistungen oder zur Genesung nach Verletzungen.

Für Patienten aus entfernteren Regionen gibt es ein behindertengerechtes Appartement für Aufenthalte während des Trainings und die sich anschließenden Erholungsphasen.

Kontakt Vita mobilis, Emilienstraße 23, Solingen, Telefon 0150 4231928.

(RP)
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