Solingen König Artus – Hauptschüler erobern Theaterbühne

Solingen · König Artus steht vor einer schweren Entscheidung. Soll er seinen besten Freund Lanzelot zum Tode verurteilen? Er ist verzweifelt. Der jugendliche Darsteller Nico sitzt auf der Bühne im Gräfrather Kammerspielchen, legt den Kopf in die Hände und stöhnt gequält. Schauspieler Michael Halbey ist zufrieden. Satz für Satz geht er mit den Schülern der Hauptschule Central den zweiten Teil des Stückes "König Artus" durch.

Er führte bereits Regie im ersten Teil, der vor Weihnachten gespielt wurde. Die unglaubliche Resonanz der fünf Aufführungen — alle waren ausverkauft — hat den jungen Schauspielern neue Flügel verliehen. "Sie haben begriffen, dass sie beim Spielen nur dann gewinnen können, wenn sie ernsthaft dabei sind", sagt Halbey.

So wurden sie nach den Aufführungen von ihren Schulkameraden gefeiert wie Stars. "Die Eltern waren überrascht von den Leistungen ihrer Kinder", hat Jürgen Kaiser, SPD-Fraktionssprecher der Bezirksvertretung Gräfrath, erfahren. Auch an Selbstbewusstsein haben die Schüler gewonnen und sogar ihre Noten verbessern können.

"Sie lernen zu lernen", sagt Burkhard Kuhr, der das Projekt finanziert hat. Nora van Hümmel, Sozialpädagogin an der Hauptschule Central, sieht auch einen großen Fortschritt bei ihren Schützlingen: "Früher fragten sie, wie eine Person aussieht, die sie darstellen sollten, heute fragen sie, was sie denkt."

Der zweite Teil des Stückes ist wesentlich emotionaler. "Wie die Kinder es hingekriegt haben, sich auf die Emotionen einzulassen und auch danach zu suchen, ist das Größte", berichtet Michael Halbey freudig. Er habe manchmal nicht auf dem Schirm, dass er da Kinder vor sich hat und nicht Kollegen. "Sie sind unzufrieden, wenn sie den Text nicht können", sagt der Schauspieler.

Auch Ernst-Werner Quambusch, Theaterintendant des Kammerspielchens, ist sichtlich begeistert von den Fortschritten der Schüler: "Da herrscht jetzt eine Disziplin, die anfangs gar nicht da war."

Auf jeden Fall macht es den Schülern viel Spaß. Das sagen auch Izel Kilickaya (13) und Maximilian Theis (12). "Der zweite Teil ist etwas schwieriger als der erste", sagt Izel. Lieblingsrollen haben sie beide nicht. "Ich spiele immer Merlin und Artus", erzählt Maximilian. Beide finden es leichter, ernste Szenen zu spielen, und beide könnten sich auch vorstellen, die Schauspielerei zum Beruf zu machen. "Ich probe zu Hause, immer mal zwischendurch", verrät Maximilian. Vor den Sommerferien soll es dann mehrere Aufführungen des zweiten Teils von "König Artus" im Kammerspielchen geben. Damit ist das Projekt für die Theater-AG abgeschlossen — doch bei diesem Erfolg sind sich alle einig, wie Ernst-Werner Quambusch sagt: "Das Projekt wird auf jeden Fall weitergeführt."

(sue)
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