Solingen Klinikum will wachsen

Solingen · Das städtische Krankenhaus plant eine Erweiterung seines medizinischen Angebotes. Weil dafür qualifizierte Mitarbeiter gehalten und neue gewonnen werden müssen, herrscht ein Umdenken in der Personalführung.

Ärztinnen, die familienfreundliche Arbeitszeiten wünschen, junge Mitarbeiter, denen hierarchisches Denken fremd ist, und ältere Mitarbeiter, die mit dem medizinischen und technischen Fortschritt mithalten müssen — das städtische Klinikum sieht die gesellschaftliche Entwicklung, die sich auch in seinen Beschäftigten widerspiegelt, als Herausforderung für die nahe Zukunft an.

"Wir müssen lernen, quer zu denken", sagte Klinikums-Chef Hans-Joachim Fietz-Mahlow in der gestrigen Sitzung des Sozialausschusses. Nur so könne man Mitarbeiter halten und neue hinzugewinnen. "Es muss sich herumsprechen, dass bei uns ein gutes Klima herrscht. Da müssen wir noch etwas dran tun."

"Keine hohe Fluktuation"

Die jüngsten Diskussionen um schlechte Arbeitsbedingungen an der Gotenstraße hält er aber für nicht gerechtfertigt. "Wenn von über 120 Führungskräften fünf bis sieben gehen, ist das für mich keine hohe Fluktuation", erklärt Fietz-Mahlow. "Und dass man mal Entscheidungen treffen muss, die nicht jeder gut findet, ist mir klar."

Qualifizierte Mitarbeiter sind das A und O für den Weg, den sich das städtische Krankenhaus vorgenommen hat, um auch künftig schwarze Zahlen zu schreiben. So sind interdisziplinäre Fachzentren zum Beispiel für Diabetes, Rheuma, Schlaganfall und Endoprothetik geplant. Die Zahl der OP-Säle soll von sechs auf acht erweitert werden — nicht nur, um der steigenden Zahl an Patienten gerecht zu werden, sondern auch, um familienfreundliche Arbeitszeiten zu ermöglichen, weil dann nicht in jedem OP-Saal bis spät in die Nacht gearbeitet werden muss. Ein Facharzt für Onkologie wird gesucht. Das ambulante OP-Zentrum soll ausgebaut werden, und niedergelassene Ärzte sollen in Campus-Manier Praxen auf dem Klinikumsgelände erhalten.

Wachstum ist die Marschrichtung, die sich die Klinikumsleitung gegeben hat. Dazu will sie aber nicht die Zahl der Betten erhöhen. "Gut 700 Betten reichen für eine Stadt wie Solingen", sagt Fietz-Mahlow. Zumal die stationäre Verweildauer durch den medizinischen Fortschritt immer weiter sinke. Vielmehr sollen die medizinischen Angebote erweitert und dadurch neue Patienten hinzugewonnen werden. Zu diesem Zweck sei auch eine strategische Partnerschaft mit der Industrie vorgesehen.

Um all dies zu erreichen, sei es wichtig, Beschäftigte langfristig an das Haus zu binden und Nachwuchs zu finden. 140 Lehrlinge würden zurzeit ausgebildet, über die Hälfte davon im pflegerischen Bereich. "Angesichts dessen, was wir alles vorhaben, müssen wir schauen, dass wir unsere Mitarbeiter nicht überfordern." Deshalb stehe man im regelmäßigen Austausch mit dem Betriebsrat.

(RP)
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