Solingen Klinikum soll Hotel bekommen

Solingen · Mit dem Haus könnten ausländische Patienten gelockt und teure Krankenhaus- durch billigere Hotelbetten ersetzt werden. Ein möglicher Standort wäre im Botanischen Garten. Der Denkmalschutz stünde nicht im Weg.

Neulich flatterte den Mitgliedern des Klinikum-Aufsichtsrates ein Masterplan auf den Tisch. Ein Masterplan, in dem die schöne neue Welt der Medizin schon mal Gestalt annahm. Ungemütliche Zimmer mit schnarchenden Bettnachbarn waren gestern. Das Krankenhaus der Zukunft legt Wert auf Komfort. Und im Solinger Klinikum könnten sich Patienten eines Tages sogar in einem richtigen Hotel gesund pflegen lassen. "In zwei Jahren wäre dies möglich", berichtete gestern Aufsichtsratsmitglied Dr. Hans-Joachim Müller-Stöver (SPD).

Keine Absteige für Ölscheichs

Zwar versuchte Klinikum-Sprecher Wolfgang Schreiber später, die Welle einstweilen flach zu halten. "Wir haben keine konkreten Pläne", erklärte Schreiber. Doch ganz so vage ist das Vorhaben dann auch nicht mehr. Denn Müller-Stöver vermochte schon mal den ungefähren Preis für die Übernachtung zu taxieren. "70 Euro waren im Gespräch", erinnerte er sich. Ein Kurs, der nicht nach einer Luxus-Absteige für Ölscheichs klingt – und es auch nicht soll. "Damit hat das nichts zu tun", verwies Müller-Stöver Gerüchte, wonach das Klinikum zur Gesundheits-Oase für betuchte Araber werden wolle, ins Märchenreich von Tausendundeiner Nacht.

Gleichwohl, eine Fata Morgana soll das Hotel keineswegs bleiben. Im Gegenteil, man will sich fit machen für die Zukunft. Und da ist die Herberge nur ein Punkt in einem umfassenden Konzept, mit dem man punkten möchte. "Wir gestalten Haus E sowie die Eingangshalle neu", sagte Sprecher Schreiber auch eingedenk des Umstandes, "dass immer mehr Leute eine Zusatzversicherung haben". Und Aufsichtsrat Müller-Stöver betonte, "andere Krankenhäuser wie in Bremen" böten bereits heute mehr Luxus: "Dort gibt es schon ein Hotel."

Nun sind die Hanseaten keine Konkurrenz für Solingen. Kliniken am Niederrhein aber sehr wohl. "Hier gehen viele Holländer hin, die lange auf eine OP warten", wusste Dr. Müller-Stöver weiter zu berichten, der sich solche Patienten demnächst auch in der Klingenstadt vorstellen kann. Und dazu komme, dass deutsche Kassen manche OPs nur noch ambulant bezahlten, die Kranken aber dennoch auf Pflege angewiesen seien. Auch sie könnten im Hotel "absteigen".

Hotelbetten als Alternative zu den teuren Krankenhausbetten? Durchaus denkbar, wobei noch nicht feststeht, wo der Bau entstehen soll. Eine Möglichkeit wäre, das Hotel auf einem Gelände zu errichten, das heute noch zum Botanischen Garten gehört. "Wo die Gewächshäuser sind, wäre es ideal", meinte Müller-Stöver. Die Umwidmung des Parks zu einem Denkmal, die am 27. Mai im Rat durchgewinkt werden soll, stünde dem jedenfalls nicht im Weg. "Wir wollen die Entwicklung des Krankenhauses nicht im Keim ersticken", wertete CDU-Fraktionschef Bernd Krebs die Zustimmung des Planungsausschusses, den Garten in die Denkmalliste einzutragen – allerdings nur das Kerngebiet. Abgeschmettert wurde der Vorstoß der Grünen, die Gebäude der Stadtgärtnerei, den Friedhof sowie eventuell auch das Haus der Biologischen Station zu schützen.

(RP)
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