Solingen Klinikum-Mitarbeiter demonstrieren gegen Personalmangel

Solingen · Die Nummern von 46802 bis 47015, jede einzelne auf einem weißen Blatt ausgedruckt und von Mitarbeitern des Städtischen Klinikums gestern Mittag in die Höhe gehalten, stehen symbolisch für 214 Stellen, die nach Berechnungen von Verdi allein im Städtischen Klinikum fehlen. In der St. Lukas Klinik sind es noch einmal rund 100, im Krankenhaus Bethanien 37. An den Krankenhäusern in der Klingenstadt haben sich die Mitarbeiter deshalb gestern Mittag von 13 bis 13.10 Uhr an einer bundesweiten Protestkette gegen Personalmangel und die Verschlechterung der Krankenhausfinanzierung beteiligt, bei der 162 000 Nummern gezeigt wurden - für jede einzelne fehlende Stelle in deutschen Krankenhäusern, 70000 davon allein in der Pflege.

Mit der Aktion unter dem Motto "Mehr von uns ist besser für alle" reagieren die Beschäftigten auf den Gesetzesentwurf zur Krankenhausreform, den die Bundesregierung am 11. Juni veröffentlicht hat - und der hier auf wenig Akzeptanz stößt. Die darin im Pflegeförderprogramm in Aussicht gestellten eine bis dreieinhalb zusätzlichen Pflegestellen pro Krankenhaus seien eine Luftnummer, sagt Helmut Heide von der Schwerbehindertenvertretung des Klinikums. "Die Frage ist doch, was der Gesellschaft der kranke oder alte Mensch wert ist. Der Entwurf wird die Situation im Alltag auf den Stationen nicht verändern."

Die sei schon jetzt angespannt, sagt Ali Dogan: Die Schmerzgrenze vieler Mitarbeiter, so der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende des Klinikums, sei erreicht. "Die Belegschaft ist sehr motiviert, anders würde es schon längst nicht mehr gehen. Doch die Belastung ist mittlerweile zu hoch, die Mitarbeiter können nicht mehr." Das Fallpauschalen-System, sagt Dogan, sei eines der größten Probleme an deutschen Krankenhäusern. "Geld, das für Personal benötigt wird, wird auch für Investitionen benötigt. Es muss mehr Geld in Krankenhäuser investiert werden, es müssen mehr Stellen geschaffen werden", so der Betriebsrat.

"Wir fordern eine gesetzliche Personalbemessung", sagt Gerhard Walsken von Verdi. So könnte wissenschaftlich hergeleitet werden, für welche Patienten die Kliniken wie viele Pflegekräfte bereitstellen müssen. "Bisher können die Krankenhäuser selbst bestimmen, wie viel Personal auf den Stationen eingesetzt ist", so Walsken. Rund 1300 Krankenhäuser in Deutschland, sagt er, hätten sich an der Protestaktion zum Auftakt der Gesundheitsministerkonferenz beteiligt, damit sei sie eine der größten, die Verdi bisher organisiert habe. Die Bereitschaft der Klinikum-Mitarbeiter, sich zu beteiligen, sei groß, sagt Betriebsrätin Ursula Weigert, 300 seien zur Aktion gekommen. "Dennoch war die Organisation schwierig, weil in manchen Bereichen die Personaldecke so dünn ist."

(mxh)
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