Solingen Klinikum erwartet mehr Geburten

Solingen · Auch das St. Martinus in Richrath profitiert bereits von der Schließung der Geburtshilfe der St. Lukas-Klinik in Ohligs.

 Die Gynäkologie in Ohligs schließt. Chefarzt Detlev Katzwinkel (2.v.l.) erwartet deshalb mehr Patienten in Langenfeld: Vanessa und Tobias Kampe mit Müriel fühlen sich im St. Martinus gut aufgehoben.

Die Gynäkologie in Ohligs schließt. Chefarzt Detlev Katzwinkel (2.v.l.) erwartet deshalb mehr Patienten in Langenfeld: Vanessa und Tobias Kampe mit Müriel fühlen sich im St. Martinus gut aufgehoben.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Ein Jahr ist es jetzt her, da erhielt das Richrather St. Martinus Krankenhaus ein ganz besonderes Qualitätssiegel. Über die Auszeichnung "babyfreundlich" durch die WHO-Initiative durften sich die Oberärztinnen und Hebammen der gynäkologischen Abteilung um Chefarzt Detlev Katzwinkel freuen. Für werdende Eltern ist das Qualitätssiegel eine Orientierungshilfe bei der Auswahl einer geeigneten Geburtsklinik.

 Chefarzt Dr. Sebastian Hentsch.

Chefarzt Dr. Sebastian Hentsch.

Foto: Klinikum

Die Investitionen von damals in die Gynäkologie und Geburtshilfe zahlen sich heute ein weiteres Mal aus, weil die St. Lukas Klinik in Ohligs Ende Januar ihren Kreißsaal und die Geburtsstation bei den Leitstellen der Feuerwehren und Rettungsdienste abgemeldet hat. Patienten mussten nach Alternativen suchen. Dass der aktuelle Krankenhausbedarfsplan des Landes NRW für die drei Solinger Krankenhäuser einen Wegfall von 128 Betten vorsieht, hat die St. Lukas Klinik in Solingen laut Klinik-Direktor Johannes Wecker am schwersten getroffen. "Zugleich gab es mit 338 Geburten im vergangenen Jahr so wenige Geburten bei uns wie nie zuvor ", sagt Wecker. Die Konsequenz ist die Schließung der Geburtshilfe-Abteilung.

Im Richrather St. Martinus Krankenhaus spürt man die Auswirkungen. "In den ersten 70 Tagen des Jahres hatten wir schon 50 Behandlungen mehr als im Vorjahr", sagt Chefarzt Detlev Katzwinkel. Die Kreißsaalführung konnte verdoppelt werden. Zusätzlich durch die Zuwanderung von Flüchtlingen begünstigt, rechnet Katzwinkel in diesem Jahr mit "mehr als 500 Babys, die hier zur Welt kommen werden."

Die Gefühlslage ist aber zwiegespalten. Chefarzt Katzwinkel hat einst selbst in der Ohligser Klinik gearbeitet. Zwei seiner Kinder kamen dort zur Welt. "Wir sind hier sehr traurig darüber, dass die kompetente Abteilung eines so traditionsreichen Krankenhauses schließen musste", sagt Katzwinkel. Gleichzeitig freue es ihn, dass der Langenfelder Standort gestärkt wird.

Auch im Städtischen Klinikum an der Gotenstraße hat sich die Schließung der Ohligser Geburtshilfe-Abteilung deutlich bemerkbar gemacht. Seit Beginn des Jahres gab es hier 283 Entbindungen - 18 Prozent über dem Stand des Vorjahres, als 240 Entbindungen verzeichnet wurden und dies gegenüber 2014 eine Steigerung von 20 Prozent bedeutete. Rund 1200 Geburten verzeichnete das Klinikum Ende 2015 - Tendenz steigend. "Der Trend zu steigenden Geburtenzahlen hält seit drei Jahren an, das hängt insbesondere auch mit der Verbesserung der räumlichen Infrastruktur zusammen", sagt Dr. Sebastian Hentsch. Der Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe verweist hier auf die Auffrischung der Kreißsäle und der Aufenthaltsräume zur Geburtsvorbereitung, vielfältige Entbindungsmöglichkeiten und die Schaffung von zusätzlichen Familienzimmern auf der Neugeborenenstation. Nicht zuletzt profitiert das Städtische Klinikum vom Zertifikat "Babyfreundliches Krankenhaus" in beiden Bereichen - Geburtshilfe und Kindermedizin. Bei der Kindermedizin ist das Solinger Klinikum das einzige Krankenhaus in NRW mit diesem Status und das dritte deutschlandweit mit dem Prädikat für beide Fachabteilungen.

Auch die Geburtenzahl in Langenfeld steigt seit einigen Jahren kontinuierlich. Im St. Martinus-Krankenhaus wurden in diesem Jahr 234 Babys zur Welt gebracht. Und schon früher kamen die Mütter von auswärts her: Monheimerinnen vor allem, etwa zwei Dutzend Leichlingerinnen, einige Düsseldorferinnen und Solingerinnen (je 16) sowie Hildenerinnen (13) und Leverkusenerinnen (9).

In den renovierten Kreißsälen und der Geburtenlandschaft fühlen sich Familien offensichtlich gut aufgehoben. Das Merkmal "babyfreundlich" trägt seinen Teil zur Popularität bei. Doch die Krankenhäuser in der Umgebung sind ebenfalls gut aufgestellt. Neben dem Städtischen Klinikum gibt es in der näheren Nachbarschaft noch das St. Josefs in Hilden und das St. Remigius in Leverkusen-Opladen, die der katholisch geprägten "Kplus Gruppe" angehören.

(RP)
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