Tourismus im Bergischen Land „Die grüne Lunge vor der Haustür“

Solingen · Solingen fällt im Vergleich zu Wuppertal und Remscheid bei den Übernachtungszahlen in den Hotels deutlich ab. Im Zuge des Klimawandels hofft das Bergische Land auf mehr Urlauber.

 Die Müngstener Brücke ist Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke.

Die Müngstener Brücke ist Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke.

Foto: Martin Oberpriller

Der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre nimmt zu, die Meeresspiegel erhöhen sich, Das Meereis rund um den Nordpol wird stetig weniger – aber auch in Deutschland sind die Folgen des Klimawandels mit Hitzeperioden und Hochwasserereignissen unübersehbar. Land- und Forstwirtschaft spüren die Folgen nachhaltig, Klima-Proteste nicht nur von Schülern fordern deshalb eine Umkehr des klimaschädlichen Verhaltens.

Auch im Tourismus. Zumal hier jeder einen Beitrag leisten kann – und beispielsweise auf Billigflüge ins vermeintliche Urlaubsparadies verzichtet. „Viele Urlaubsgäste flüchten vor der Hitze der Großstadt in die grüne Lunge vor der Haustür“, hat Holger Piwowar, Geschäftsführer Bergisches Land Tourismus Marketing, beobachtet. Mit der grünen Lunge vor der Tür meint Piwowar die Tourismusregion Bergisches Land. „Eine Region für den kleinen Urlaub zwischendurch.“

Insbesondere Tages- und Wochenendtouristen aus den Metropolen Düsseldorf und Köln kommen gerne ins Bergische Städtedreieck. Das hat laut Holger Piwowar viel zu bieten: viele Wanderwege, Trassenradeln mit einer maximalen Steigung von lediglich drei Prozent, Museen, Kanufahrten, historische Altstädte, selbst Genussradeln mit dem Pedelec, um ohne große Anstrengungen durchs Mittelgebirge zu kommen. „Wir können zwar nie in Konkurrenz treten mit zweiwöchigen Aufenthalten in Griechenland oder Spanien, aber angesichts des Klimawandels werden wir in Zukunft voraussichtlich mehr Gäste in unserer Region begrüßen können“, sagt der Geschäftsführer von Bergisches Land Tourismus Marketing.

 Schloss Burg ist ein Anziehungspunkt für Touristen. Viele kommen allerdings nur für einen Tag ins Bergische Land.

Schloss Burg ist ein Anziehungspunkt für Touristen. Viele kommen allerdings nur für einen Tag ins Bergische Land.

Foto: Zelger, Thomas

Zumal „Die Bergischen Drei“ auch überlegen, Urlaubsprogramme und Angebote für ein- oder zwei Wochen unter dem Motto „Grüner wird’s nicht“ anzubieten, um den nachhaltigen Tourismus voranzutreiben. Der Bergische Tourist reist möglichst nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zug an, nutzt vor Ort den ÖPNV oder das Fahrrad zur Fortbewegung. Die „Bergische Karte“ für 13 Euro beinhaltet beispielsweise neben einem Gutscheinheft der Region auch ein ÖPNV-Tagesticket für Busse und Bahnen im gesamten Städtedreieck.

Schloss Burg, Müngstener Brücke, historische Stadtkerne, seit dem gestrigen Donnerstag auch wieder die Schwebebahn, zudem die Natur aktiv erleben: Holger Piwowar zählt die besonderen touristischen Highlights der Region schnell auf. Immerhin kamen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres knapp 150.000 Gäste in die Region. Das war im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von sechs Prozent. Die Zahl der Übernachtungen stieg auf 340.805 – ein Zuwachs von 4,8 Prozent. „Wuppertal profitiert als größte Stadt mit den meisten Hotels. Allein 102.757 Gästeankünfte, ein Plus von 10,5 Prozent, wurden hier von Januar bis Ende Mai gezählt. Viele Urlaubsgäste starten von Wuppertal aus ihre Touren“, erklärt Holger Piwowar.

Die Hotellandschaft für eine Stadt in der Größe von Solingen hält der Tourismus-Experte dagegen eher „unterrepräsentiert“. Selbst die kleinere Nachbarstadt Remscheid hat mehr Hotelbetten (883) als die Klingenstadt (755). In Remscheid wurden 28.278 Gäste registriert, immerhin ein Zuwachs von 3,5 Prozent. Solingen fällt mit gerade einmal 18.779 Gästen (minus 10,9 Prozent) deutlich ab. „Das neue Hotel am Hauptbahnhof wird Solingen aber einen Schub verleihen. Das wird die Übernachtungszahlen nach oben bringen“, meint Piwowar.

 Die Wuppertaler Schwebebahn fährt seit Donnerstag wieder.

Die Wuppertaler Schwebebahn fährt seit Donnerstag wieder.

Foto: dpa/Oliver Berg

Den Rückgang in Solingen (35.751 Übernachtungen; minus 9,5 Prozent) in den ersten fünf Monaten dieses Jahres sieht der Geschäftsführer Bergisches Land Tourismus Marketing aber auch im Wegfall der beiden Jugendherbergen in Gräfrath und Burg begründet: „In guten Zeiten wurden allein hier rund 30.000 Übernachtungen generiert“.

„Das Interesse für unsere Region ist grundsätzlich groß“, hat Piwowar auf verschiedenen Messen in den vergangenen Monaten erfahren. Anfang September wollen „Die Bergischen Drei“ deshalb auf der Tour Natur in Düsseldorf erneut für Urlaube im Städtedreieck werben.

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