Busche-Kessel-Weg Den Kleingärtnern droht das Aus

Solingen · Eine Ohligser Institution steht vor dem Aus: Die Kleingartenanlage am Bussche-Kessel-Weg soll verkauft werden.

 Vor dem Verkauf: Die Kleingartenanlage auf einem Bahngrundstück am Busche-Kessel-Weg existiert bereits seit den 1940er-Jahren. Demnächst soll hier eine neue Gewerbefläche entstehen. Foto: Christian Beier

Vor dem Verkauf: Die Kleingartenanlage auf einem Bahngrundstück am Busche-Kessel-Weg existiert bereits seit den 1940er-Jahren. Demnächst soll hier eine neue Gewerbefläche entstehen. Foto: Christian Beier

Foto: Christian Beier

Das bestätigte gestern die BEG NRW (Bahnflächen-Entwicklungs-Gesellschaft) auf Nachfrage. Eigentümerin der rund 15.000 Quadratmeter großen Grünanlage ist die Deutsche Bahn Netz AG. Diese hat die BEG mit dem Verkauf der Anlage beauftragt. Der Grund: Die Flächen werden für den Bahnbetrieb nicht benötigt.

Vereinsvorsitzender Hans-Peter Sokoll zeigte sich gestern vom drohenden Aus der Anlage betroffen. Eine offizielle Mitteilung hatten die Gärtner noch nicht bekommen. Aber in den vergangenen Wochen habe sich zumindest gerüchteweise herumgesprochen, dass die Anlage verkauft werden solle. Betroffen sind insgesamt 67 Parzellen mit rund 110 Kleingärtnern, erklärte der Vereinsvorsitzende.

In der Kleingarten-Anlage am Bussche-Kessel-Weg haben ganze Generationen von Solingern Gemüse gezogen und Obst gepflückt. Die Anlage wurde unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und war zunächst nur für Eisenbahner gedacht. Jahrzehnte später wurde die Anlage dann auch für Nicht-Eisenbahner geöffnet.

Hans-Peter Sokoll bedauert das drohende Aus auch wegen des guten Gemeinschaftsgeistes. Die zahlreichen Kleingärten seien in den vergangenen Jahren auch immer attraktiver für junge Familien geworden. „Die Nachfrage nach den Parzellen ist groß.“ Weil die Gärten naturnah bewirtschaftet werden, würden dort viele Tierarten eine Heimat finden, sagt Sokoll. Dazu zählten auch seltene Tiere wie Fledermäuse, Ringelnattern oder besondere Schmetterlinge.

Angesichts des allgemeinen Insektensterbens sei es schlimm, dass diese Grünfläche zur Gewerbefläche werden soll. Der kommunale Flächennutzungsplan sei bereits in den 1970er-Jahren entsprechend geändert worden. Seither hätten die Kleingärtner immer wieder das Aus der Anlage befürchtet. Hans-Peter Sokoll habe aus informierten Kreisen erfahren, dass die Kündigungen nächstes, spätestens aber im übernächsten Jahr zugestellt werden sollen.

Das wollte BEG-Projektleiter Christian Kirchhoff nicht bestätigen. Er betont, dass es zu keinen kurzfristigen Kündigungen der Kleinpächter kommen werde. Man werde zum weiteren Vorgehen zunächst gemeinsam mit der Stadt Solingen Gespräche mit dem Verein und dem Stadtverband der Kleingärtner führen. „Vertragskündigungen stehen derzeit nicht an. Grundsätzlich haben wir Interesse an einem einvernehmlichen Vorgehen“, erläutert Kirchhoff.

Gewerbeflächen seien in Solingen begehrt, weiß Kirchhoff. Er gehe davon aus, dass sich schnell Interessenten melden, wenn die Fläche tatsächlich zum Verkauf steht. Kirchhoff ist überzeugt, dass alle betroffenen Kleingärtner ihr Hobby in der Klingenstadt fortsetzen können. Selbst dann, wenn irgendwann die Kleingartenanlage Bussche-Kessel-Weg nicht mehr existiere. Denn in den insgesamt 36 Solinger Anlagen mit ihren rund 2000 Kleingärten komme es jährlich zu Veränderungen. Er gehe davon aus, so der BEG-Mann, dass jährlich zwischen 50 und 70 Kleingärten frei würden und neu gepachtet werden könnten.“

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