Solingen Kissel-Rapid: Abfindungen für ehemalige Mitarbeiter

Solingen · "Am Ende des Tages wird eine Zahlung stehen, bei null werden sie nicht landen." Der Vorsitzende Richter am Landesarbeitsgericht in Düsseldorf ließ gestern Mittag keinen Zweifel daran, dass 15 gekündigten Mitarbeitern des Bauunternehmens Kissel-Rapid ein sogenannter Nachteilsausgleich zusteht.

Bevor das Gericht die langwierigen Formularien für jeden Einzelfall erledigt hatte und sich zur Beratung zurückzog, war den Beteiligten aber auch klar: Ein pauschaler Nachteilsausgleich — eine Abfederung für den Verlust des Arbeitsplatzes — in der Höhe der Hälfte des letzten Monatsgehaltes multipliziert mit der Betriebszugehörigkeit, wie es das Solinger Arbeitsgericht im April dieses Jahres den Mitarbeitern zugestanden hatte, gibt es nicht.

Das wären durchschnittlich 30 000 Euro — die Höhe variierte je nach Betriebszugehörigkeit — für die ehemaligen Mitarbeiter gewesen. "Wir ermitteln einen Grundfaktor, es wird Zu- oder Abschläge geben, beispielsweise wird es Abschläge geben, wenn eine Anschlussbeschäftigung vorlag, Zuschläge gibt es für das Lebensalter", betonte der Richter.

Das sah schließlich so aus, dass den Ex-Beschäftigten von Kissel-Rapid noch ein Nachteilsausgleich von durchschnittlich jeweils rund 20 000 Euro zugesprochen wurde. Insbesondere die Anschlussbeschäftigungen der Arbeitnehmer fielen ins Gewicht — anders als bei der Entscheidung des Solinger Arbeitsgerichtes.

Gegen das Urteil des Arbeitsgerichtes hatte Kissel-Rapid geklagt, so dass gestern die 15 Fälle vom Landesarbeitsgericht erneut verhandelt werden mussten. Unstrittig war: Ein Interessenausgleich war nicht abgeschlossen worden. Grundsätzlich muss aber ein Arbeitgeber vor Durchführung einer Betriebsänderung — bei Kissel-Rapid die Schließung des gewerblichen Baubereichs zum 31. März 2012 — alle Möglichkeiten einer Einigung über den Interessenausgleich ausschöpfen.

Von den 15 ehemaligen Beschäftigten des Bauunternehmens hatten zeitweise alle eine Beschäftigung nach ihrer Kündigung gefunden. Eine Mitarbeiterin ist indes seit dem 1. September dieses Jahres arbeitslos.

Derzeit besteht Kissel-Rapid noch, eine Handvoll Arbeitnehmer werden für Nacharbeiten beschäftigt. Rund 50 Personen sollen seit dem vergangenen Jahr ihren Arbeitsplatz in dem traditionsreichen Bauunternehmen verloren haben.

(uwv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort