In geheimer Abstimmung werden die Genossen am Abend vor der konstituierenden Ratssitzung, die auf den 29. Oktober terminiert ist, zur Abstimmung schreiten. Er traue sich das zu, sagte Kirchner. Auslöser seiner Kampfkandidatur sei das schlechte Abschneiden seiner SPD bei der Kommunalwahl gewesen: Nach den 23,8 Prozent dürfe man nicht zur Tagesordnung übergehen. Es müsse nun darum gehen, das "Profil der Partei zu schärfen" und ein Signal für die Zukunft zu setzen. Kirchner hatte vor kurzem unserer Zeitung gesagt, dass er seine Fraktion bei der Aufstellung eines neuen Sparkpaketes mit in der Pflicht sehe.

Den noch amtierenden Fraktionsvorsitzenden habe er in einem Gespräch vorab von seiner Gegenkandidatur unterrichtet, so Kirchner weiter. Lauterjung gab sich gegenüber unserer Zeitung kämpferisch, auch wenn er zugleich betonte, dass der Fraktionsvorsitz "kein Amt auf Lebenszeit" sei. Die SPD werde diese Angelegenheit aber jetzt nicht in der Öffentlichkeit diskutieren, sondern wie es sich gehöre, intern. Für ihn steht indes eines fest: "Reiner Kirchner hat als finanzpolitischer Sprecher der SPD und Mitglied des Fraktionsvorstandes alle Entscheidungen mitgetragen." Daraus schließt Lauterjung, dass der 41-Jährige auch für das schlechte Wahlergebnis mitverantwortlich ist. Trotzdem ist Lauterjung davon überzeugt, dass der Fraktionsvorstand mit ihm an der Spitze einen guten Job gemacht habe. Und so setzt er auf gewichtige Rückendeckung: "Noch am Abend der Kommunalwahl hat mich der geschäftsführende Kreisparteivorstand mit Müller-Stöver, Feldhaus, Zerlin und Buchholz gebeten, für den Fraktionsvorsitz zu kandidieren." Wen er den Posten tatsächlich an Kirchner verlieren sollte, sei das für ihn aber kein Grund alles hinzuschmeißen: "Das wissen alle, die mich kennen."