Solingen Kirche mischt sich ein

Solingen · Beim Gottesdienst zum Tag gegen Rassismus, der angesichts der Geschehnisse erstmals in diesem Rahmen stattfindet, werden in der Dorper Kirche Kerzen gegen politische und religiöse Hassbotschaften angezündet.

 Pfarrer Jo Römelt hält die Predigt.

Pfarrer Jo Römelt hält die Predigt.

Foto: Jven/Mak (Archiv)

Die evangelische Kirche setzt ein Zeichen gegen Neonazis und rechte Hetzveranstaltungen, aber auch gegen radikal-islamische Salafisten im Zusammenhang mit der Moschee-Gemeinde in einem Hinterhof an der Konrad-Adenauer-Straße. Am Internationalen Tag gegen den Rassismus laden Kirchenkreis und Dorper Gemeinde zu einem Gottesdienst am kommenden Mittwoch ab 19.30 Uhr in die Dorper Kirche an der Schützenstraße ein. Erstmals, dass am Tag des Antirassismus ein Gottesdienst in diesem Rahmen stattfindet.

 In der Dorper Kirche an der Schützenstraße wird am Internationalen Tag gegen den Rassismus am 21. März ein Zeichen gesetzt.

In der Dorper Kirche an der Schützenstraße wird am Internationalen Tag gegen den Rassismus am 21. März ein Zeichen gesetzt.

Foto: Mak (Archiv)

Auch der zehn Opfer der Zwickauer Neonazi-Terrorzelle wird dabei gedacht. Neun seit 2000 ermordete Männer hatten ausländische Wurzeln. Den Gottesdienst gestalten der Synodalbeauftragte für das Jüdisch-Christliche Gespräch, Dr. Horst Sassin, Pressepfarrer Thomas Förster sowie der Dorper Pfarrer Jo Römelt, der auch die Predigt halten wird.

Friedlicher Protest

Gemeinsam haben sie den Gottesdienst unter einen Satz der Tochter eines der Ermordeten gestellt. "Lasst uns verhindern, dass das auch anderen Familien passiert", sagte Semiya Simsek, die Tochter von Enver Simsek, der am 9. September 2000 von den Rechtsterroristen der Zwickauer Zelle ermordet wurde, bei der zentralen Gedenkveranstaltung Mitte Februar in Berlin.

Zum Gedenken an die Opfer der Terrorzelle und an weitere Opfer rassistisch motivierter Gewalt werden in der Dorper Kirche Kerzen entzündet.

Zugleich wird am kommenden Mittwoch aber auch ein Zeichen gegen die rechte Gruppierung Pro NRW gesetzt, die am 24. März die Diskussion um radikal-salafistische Aktivitäten in der Solinger Nordstadt nutzen will, um mit islamfeindlichen Parolen Stimmung gegen Muslime zu schüren. Dagegen heißt es in der Einladung zum Gottesdienst: "Die evangelische Kirche in Solingen unterstützt den friedlichen Protest gegen politische und religiöse Hassbotschaften in unserer Stadt."

Politische Auseinandersetzung

Gleichwohl erklärt Pfarrer Förster im Gespräch mit unserer Zeitung, dass es sich bei der Gedenkveranstaltung am Tag des Antirassismus um einen Gottesdienst handelt. "Das ist kein Instrument der politischen Auseinandersetzung."

Bei der Demo gegen Pro NRW am Samstag nächster Woche dürfte sich dies freilich anders darstellen. Der evangelische Kirchenkreis ist Teil des Aktionsbündnisses "Bunt statt Braun", das sich mit einem abwechslungsreichen Musikprogramm und Redebeiträgen dem geplanten Aufmarsch der rechten Gruppierung Pro NRW entgegenstellen will. "Insofern rufen wir zur Teilnahme auf", erklärt Förster.

Kirche mischt sich ein. Denn der Pfarrer erinnert zudem an die gemeinsame Erklärung der Stadt gegen radikal-islamistische Botschaften. Erstunterzeichner der Erklärung waren unter anderem muslimische und christliche Gemeinden.

(RP)
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