Hohe Bettenbelegung durch RS-Viren Kinderklinik in Solingen am Limit

Solingen · Das Städtische Klinikum bittet Eltern kranker Kinder um Geduld. Die Kinderklinik stoße an ihre Belastungsgrenze. Planbare Operationen werden daher vorerst gestoppt. Verschiedene Maßnahmen sollen die Situation entschärfen.

 Ein am RS-Virus erkrankter Patient liegt auf einer Kinderstation. Vielerorts gibt es kaum freie Kinderbetten in Kliniken mehr.

Ein am RS-Virus erkrankter Patient liegt auf einer Kinderstation. Vielerorts gibt es kaum freie Kinderbetten in Kliniken mehr.

Foto: dpa/Marijan Murat

Auch in Solingen ist die Lage im Bereich der kinderärztlichen Notfall- und Akutversorgung angespannt. Das Städtische Klinikum meldet ein erhöhtes Patientenaufkommen in der Kinderklinik. Der Bereich komme gerade an seine Belastungsgrenze, heißt es in einer Mitteilung. Als Gründe führt das Klinikum einerseits eine erhöhte Zahl an Viruserkrankungen unter Kindern an. Besonders das Respiratorische Synzytial-Virus (RS-Virus) steche dabei hervor.

Eine Erkrankung mit dem Virus tritt am häufigsten in den ersten zwei Lebensjahren auf und kann zu schweren Verläufen führen, gerade wenn Kinder sehr jung sind oder eine Vorerkrankung haben. Bei der Atemwegsinfektion kann es vorkommen, dass die Kinder – oft im Säuglings- und Kleinkindalter – mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden müssen. „Immer wieder müssen besonders schwer erkrankte Patienten auch auf der pädiatrischen Intensivstation behandelt werden, bis sich ihre Atmung wieder stabilisiert hat“, schreibt das Klinikum zur derzeitigen Lage.

Das hohe Patientenaufkommen führe dazu, dass die mit 21 Betten ausgestattete Kinderstation seit rund zwei Wochen konstant voll belegt sei. Die Kinderintensivstation wiederum sei baulich für 13 Betten ausgerichtet, erklärt eine Sprecherin des Klinikums. Dass die RS-Viren nun zu einem solchen Problem werden, liege an der Überschneidung mit der Influenza-Zeit. Der zweite Grund für die angespannte Lage sei fehlendes Personal. „Seit Jahren ist der Fachkräftemangel im Bereich der qualifizierten Kinderpflege besonders stark ausgeprägt“, erklärt das Klinikum hierzu. Hinzu komme, dass nun in der Grippe- und Erkältungszeit auch beim Personal ein hoher Krankenstand herrsche.

In der Konsequenz werden plan- und verschiebbare Operationen bei Kindern im Vorschulalter nun vorübergehend gestoppt, erklärt das Klinikum weiter. „Hierbei geht es um Eingriffe in den Bereichen HNO und Urologie.“ Dafür bittet das Klinikum Eltern um Verständnis. Die Versorgung dringender Akut- und Notfälle habe in der angespannten Lage Vorrang. Es gehe darum, ausreichend Betten für Kinder mit schweren Atemwegserkrankungen vorhalten zu können. Eine Entspannung der Lage in der Vorweihnachtszeit werde nicht erwartet.

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Foto: dpa/Friso Gentsch

„Bitte haben Sie Verständnis für die Ausnahmesituation“, appelliert Geschäftsführer Martin Eversmeyer an alle Eltern. Die Lage könne man nur gemeinsam managen. „Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin steht im Notfall weiterhin rund um die Uhr mit ihrem Versorgungsangebot zur Verfügung. Bei nicht dringenden Fällen ist aktuell Geduld gefragt“, so Eversmeyer weiter. Die Sprecherin des Klinikums verweist darauf, dass Eltern sich alternativ an niedergelassene Kinderärzte sowie an ausgewiesene Notfallpraxen wenden können.

Um die Lage in den Griff zu bekommen, hat die Klinikleitung, auch in Absprache mit dem städtischen Gesundheitsamt, kurzfristige Lösungen erarbeitet. So sollen ab Anfang kommender Woche Kinder auch auf Erwachsenen-Stationen aufgenommen und dort von den Ärztinnen und Ärzten der Kinderklinik betreut werden. So solle es möglich werden, den pädiatrischen OP-Betrieb wieder aufzunehmen, so das Klinikum.

Man sei im Austausch mit anderen Kinderkliniken in der Umgebung – „die sich alle in der gleichen Situation befinden“ – sowie den niedergelassenen Praxen. Zum Teil ließe sich nicht verhindern, dass Kinder in andere Städte verlegt werden müssen. „Unser komplettes Team leistet jeden Tag sein Möglichstes, um die wohnortsnahe Versorgung unserer kleinen Patientinnen und Patienten zu gewährleisten“, verspricht Dr. Sven Propson, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik.

 Dr. Martin Eversmeyer, Geschäftsführer des Klinikums.

Dr. Martin Eversmeyer, Geschäftsführer des Klinikums.

Foto: Peter Meuter
 Gesundheitsamts-Leiterin Dr. Anette Heibges.

Gesundheitsamts-Leiterin Dr. Anette Heibges.

Foto: Peter Meuter

Auch dem Gesundheitsamt sei das ein Anliegen, wie Leiterin Dr. Annette Heibges auf Anfrage mitteilt. „Den Familien soll in dieser belastenden Situation schnell und gut geholfen werden. Wir haben deshalb eine Fachärztin für Kinderheilkunde aus dem Kinder- und Schulärztlichen Dienst abgestellt“, so Heibgens. Die Ärztin werde ab Montag an drei Nachmittagen in der Kinderklinik mitarbeiten. „Ich bin sehr froh, dass wir so spontan, schnell und unbürokratisch unterstützen können – zum Wohle der Kinder“, erklärt Heibges. Das führe jedoch andererseits dazu, dass eine Lücke im eigenen Team entstehe. Daher müssten einige schon für Dezember vereinbarte Termine für die Schuleingangsuntersuchungen verschoben werden, so Heibges. „Betroffene Familien bitten wir um Verständnis.“

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