Prozess gegen Solinger Kinder erheben schwere Vorwürfe gegen 41-Jährigen

SOLINGEN/WUPPERTAL · Der Angeklagte: Ein 41-Jähriger aus Solingen, dem die Staatsanwaltschaft Körperverletzung vorwirft. Das Opfer: Der Sohn der damaligen Lebensgefährtin.

Der mittlerweile Elfjährige ist nicht das erste Kind, dass schwere Anschuldigungen gegen den Mann erhebt. Der „Stiefvater“ soll den Jungen in dessen Zimmer gewaltsam aus dem Bett gezerrt, am Hals gepackt und an die Wand gedrückt haben. Dann soll er das Kind quer durchs Zimmer auf einen Sitzsack geworfen haben. Der Angeklagte bestreitet das.

So hatte der 41-Jährige die Dinge auch schon vor einem Jahr gesehen. Damals ging es um den Vorwurf der Misshandlung von Schutzbefohlenen. Tatzeit: 2017. Das Opfer: Der Sohn der Frau, mit der der Solinger jahrelang zusammengelebt haben und mit der er auch ein gemeinsames Kind haben soll. Es taten sich Abgründe auf inmitten dieser Anklagevorwürfe, die der 41-Jährige nahezu alle bestritt. Ihm sei schon mal die Hand ausgerutscht, einmal habe er auch zum Gürtel gegriffen: Der Angeklagte hatte alles auf seine Überforderung geschoben und darauf, dass der Junge schwierig gewesen sei. Am Ende war der Solinger zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

Prozessbeginn war damals am 28. August 2021, im gleichen Monat soll der Mann nun also auch noch den elfjährigen Sohn seiner „neuen“ Lebensgefährtin am Hals gepackt und an die Wand gedrückt haben. Vor allem eine Frage drängt sich hier auf: Wie ist so etwas möglich, während Ermittlungen gegen den Mann liefen und er schon wusste, dass er kurz darauf auf der Anklagebank sitzen und ihn diese Sache möglicherweise hinter Gitter bringen wird? In Untersuchungshaft war er damals nicht, offensichtlich sah das Gericht keine Haftgründe.

Glaubt man dem, was die Kinder erzählen, so gibt es nun also zwei Opfer. Und es gibt zwei Mütter, die offenbar nicht zu ihren Kindern gehalten haben. Die Mutter des Siebenjährigen hatte den Angeklagten noch heiraten wollen, als das Jugendamt ihren Sohn und dessen Schwester wegen der Misshandlungen längst im Heim untergebracht hatte. Die Mutter des Elfjährigen sieht das Problem bei ihrem Sohn, der habe ADHS und sei nun mal schwierig. Der Angeklagte habe den Jungen angeblich nur beruhigen wollen, die Türe habe die ganze Zeit über offen gestanden. Von gewalttätigen Übergriffen wisse sie nichts. Nachdem sich der Junge seinem Vater anvertraut hatte, zog der sofort die Reißleine. Er behielt seinen Sohn und dessen kleinen Bruder bei sich, kündigte seinen Job und kümmert sich seither um seine Jungs. Der Prozess wird fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort