Solingen Kinder bremsen Autofahrer

Solingen · Am Freitag waren wieder die "Verkehrsdetektive" unterwegs: Mit der Aktion "Siehst Du mich?" wollten die Polizei, Schulen und Kindertagesstätten die Autofahrer für verantwortungsvolles Handeln im Straßenverkehr sensibilisieren.

 Spalier: Mit reflektierenden Westen hatten sich Freitagmorgen Grundschulkinder auf den Gehweg der Südstraße aufgestellt.

Spalier: Mit reflektierenden Westen hatten sich Freitagmorgen Grundschulkinder auf den Gehweg der Südstraße aufgestellt.

Foto: Stephan Köhlen

Auf ihrem alltäglichen Weg zur Arbeit fuhren am Freitag viele Solinger durch ein Spalier fröhlicher Kinder in gelben Westen. Wer anhielt, bekam einen Handzettel mit der Botschaft: "An der Stelle, an der Du mit 30 km/h gerade noch vor mir zum Stehen kommst, wenn ich plötzlich auf die Straße laufe, hast Du bei 50 km/h noch gar nicht gebremst . . ." Zwei Tage nach dem Blitzermarathon machten Freitagmorgen Schulkinder mit ihren Eltern und Lehrern auf die Gefahren des zu schnellen Fahrens aufmerksam.

17 Grundschulen und 45 Kindertagesstätten beteiligten sich in Solingen an der Aktion mit Menschenketten und vielen Lichtern. Um 7.45 Uhr stellten sich die rund 250 Schüler der Grundschule Südstraße und rund 90 Eltern entlang der vielbefahrenen Straße in Ohligs auf. "Die große Zahl an Teilnehmern ist sehr positiv", urteilte Polizeihauptkommissar Peter Windfuhr, der die Aktion an der Südstraße überwachte.

Es gehe darum, Aufmerksamkeit zu erregen, sagte die stellvertretende Schulleiterin Katharina Löwe-Hoffmann. Gerade die Südstraße müsse insgesamt langsamer befahren werden, um gefährliche Situationen zu vermeiden, betonte sie. Der Hinweis auf den Handzetteln, die die Kinder den Autofahrern hineinreichten, soll als Mahnung verstanden werden: "52 verunglückte Kinder 2011 in Solingen."

Die Autofahrer reagierten zumeist sehr freundlich auf die Aktion. "Hoffentlich lesen sie die Zettel auch", sagte Löwe-Hoffmann. Einige Eltern blieben skeptisch, ob Projekte wie diese das Verhalten der Verkehrsteilnehmer nachhaltig ändern können. "Die halten sich jetzt daran, weil sie die Kinder sehen", sagte Karin Birker, deren Sohn Marvin die zweite Schulklasse der Südstraße besucht. "Man sieht immer wieder, wie die Autos hier angeknallt kommen", beschrieb sie die Situation an der Straße in unmittelbarer Nähe zum Schulhof.

Erwachsene mit Vorbildfunktion

"Es müsste bessere Regeln geben", sagte ihr siebenjähriger Sohn. Sein Schulkollege Leon (7), dessen Mutter Tatjana von den Steinen sich ebenfalls in die Menschenkette einreihte, regte an, mehr Kameras an der Straße aufzustellen. Auch die erwachsenen Fußgänger müssten ihrer Vorbildfunktion gerecht werden, betonte Tatjana von den Steinen: "Man sieht leider oft, dass Leute vor den Augen der Kinder einfach über die Straße laufen."

Damit vor allem in den dunklen Wintermonaten niemand die Schüler übersieht, verteilt der ADAC Warnwesten an Erstklässler. Polizeihauptkommissar Peter Windfuhr erhofft sich von der Aktion "Siehst Du mich?", dass die große Kette von Schülern, Lehrern und Eltern die Autofahrer zumindest für den Weg entlang der Schule ein bisschen sensibilisiert hat: "Vielleicht registrieren die Leute, hier ist eine Schule, hier muss man vorsichtig fahren."

(ied)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort